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Meine Schilddrüse und ich #Tagebuchbloggen

Eine Schilddrüsenunterfunktion ist nicht lustig. Erst recht, wenn man von dem eigenen Umfeld und besonders den behandelnden Ärzten nicht erst genommen wird! Trotzdem – oder gerade deshalb finde ich, Lachen hilft: Meine Schilddrüse und ich #Tagebuchbloggen

Der erste Tag im April fing für mich leider nicht so lustig an.

Ich hatte es ja hier schon einmal erwähnt: in letzter Zeit macht mir (höchstvermutlich) meine Schilddrüsenunterfunktion wieder sehr zu schaffen. Ich könnte den ganzen Tag schlafen und muss mich sehr anstrengen, einen Gedanken geradeaus zu denken. Von meinem explodierenden Gewicht mal ganz zu schweigen. Ich hasse das. Meine Familie auch, denn meine Laune ist nunja…es ist schwierig!

Meine sehr kompetente Hausärtzin wusste vor ein paar Wochen auch nicht mehr weiter, als meine Blutwerte mal wieder hart an der Untergrenze kratzten. So viel hatten wir ausprobiert, so wenig hat es bisher gebracht.

April, April – die Schildrüse macht, was sie will. In meinem Fall einfach nichts

Also habe ich mich ans Telefon gesetzt und mir für heute einen Termin in der Schilddrüsensprechstunde der Uniklinik gemacht. Nach einer kurzen Nacht (Ella ist heute morgen erst kurz vor 2 eingeschlafen, nachdem ich abends noch meinte, wie toll unsere Kinder die Zeitumstellung wegstecken würden, harhar) war ich sogar überpünktlich am richtigen Gebäude. Ich verlaufe mich gerne und oft, daher plane ich immer großzügige Zeitpuffer ein. Durch das Studium kenne ich zwar das Unikliniksgelände sehr gut – aaaber IN dem Gebäude der Nuklearmedizin war ich noch nie. Das Verlaufen habe ich dann auf dem Weg zur Anmeldung direkt nachgeholt.

Der Vorteil bei nicht vorhandenem Orientierungssinn: Man verliert die Angst, nach dem Weg zu Fragen. Ich zumindest. Wie Hans-guck-in-die-Luft irre ich also durch den verschachtelten Eingangsbereicht – vorbei an der Tür für die Anmeldung – und drücke kurz darauf meine Nase an einer weißbekittelten Männerbrust platt.

Ich sag’s euch, wenn ich weiter so mache, kann ich mit 60 nackt durch die Straßen tanzen ohne rot zu werden. Mir ist dann einfach nichts mehr peinlich

„Oah! Äh – wo muss ich denn hin wenn meine Ticketnummer für die Anmeldung aufgerufen wird?“

Ich weiß schon, warum ich mir kürzlich „Die Schlagfertigkeitsqueen“ (Werbung weil supertolle Lektüre!) gekauft habe… Zu meiner Verteidigung: ich hatte das Buch sogar mit! So konnte ich die anschließende Wartezeit äußerst sinnvoll nutzen. Während alle anderen im Wartebereich grimmig vor sich hinstieren (Handynutzung verboten), kann ich nicht aufhören zu kichern. Gegen den Humor von Nicole Staudinger kommt selbst meine Schilddrüse nicht an 🙂

Gerade als ich heimlich ( (huiuiui, Nervenkitzel!) eine „Falls ihr euch heute Abend fragt, wo ich bin: Ich warte noch!“ Nachricht an Pascal schicken will, werde ich plötzlich aufgerufen. Die Masche klappt übrigens auch super beim Paketboten: immer wenn ich gerade anfangen will zu meckern, wo der denn bleibt – Klingeling!

Im Behandlungszimmer

Vor lauter Schreck hakt mein interner Lautstärkeregler und ich brülle „Ja, hier!“, bevor ich der Ärtzin ins Behandlungszimmer folge. Wenigstens habe ich sie nicht umgerannt.

Irgendwie schaffe ich es dann sogar, den Medizinerteil meines Hirns zu aktivieren und ich erkläre Anamnesebogen-freundlich meine Geschichte. Der Ultraschall ist, wie immer bisher, unauffällig: Minikleine Drüse aber schön homogen. Nur die mitgebrachten Laborwerte der letzten Jahre, tja, die sind komisch.

Der Plan: Mein Fall wird in der großen Runde vorgestellt. Möglicherweise ist nicht das Drüschen das Problem, sondern die Zentrale Steuerung, sprich: mein Gehirn macht Murks (den Eindruck habe ich ja schon lange, hihi). Um das herauszufinden, müsste eine ganze Palette an Hormonen bestimmt und „gelesen“ werden. Das ist eine Kunst für sich und zeitaufwändig. Weil man das nicht mal eben so macht, soll vorher definitiv ausgeschlossen werden, ob das Problem nicht doch eine Etage tiefer liegt. Heißt: L-Thyrox absetzten und gucken was passiert. Shit.

Wenn ich also Pech habe, mache ich in ein paar Wochen Dornröschen Konkurrenz. Oder dem jammernden Walross vom Urmel…

Anschließend wird noch ein Bildchen von mir geschossen (macht man so bei Schilddüsenpatienten), Blut abgezapft und ich werde auf die Waage gebeten. Seit über einem Jahr wiege ich mich schon nicht mehr, einfach weil die Zahl mich nur verrückt macht. Fett werden wäre okay für mich, wenn ich wenigstens (voller Genuss und manierlich) fressen würde wie ein Scheunendrescher. Tu ich aber nicht. Seit Jahren ernähre ich mich sehr gesund und mache täglich Sport. Früher (vor der Unterfunktion) hätte bzw. habe ich damit locker 5 kg im Monat abgenommen. Seit 2018 nehme ich episodenartig nur noch zu, egal wie sehr ich auch dagegen ankämpfe.

Der aktuelle Stand – von der Schwester quer durch den Raum gebrüllt – ist 55kg bei 1,6m. Mein: „Bitte nicht laut sagen, ich möchte es nicht wissen!“ kam leider zu spät. Tja, nun weiß ich es und ihr auch: +7kg in vermutlich sehr kurzer Zeit (dem rapiden Kleidergrößenanstieg der letzten Wochen nach zu urteilen) trotz Verzicht und viel Sport. So sieht’s aus.

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Das habe ich mir dann auch gesagt und die Waage aus meinem Leben verbannt. Seither arbeite ich hart daran, meinen Körper so zu nehmen und zu lieben wie er ist. Gerne würde ich auch sagen #ihaveembraced. Aber ganz ehrlich, gerade fühle ich mich nicht so.  #ihatemyfuckingschilddrüse trifft es wohl eher.

Ich will nicht vor der Wahl stehen müssen: Das Leben genießen (Essen ist für mich einfach Lebensqualität) und in ein paar Jahren krankhaft übergewichtig sein oder ständig verzichten und hoffentlich nicht aus allen Nähten platzen.

Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt

Die Hosengröße ist das eine Problem. Was mich letztendlich doch wieder in die Diagnostikspirale getrieben hat, ist das Gesamtpaket. Die wachsenden Fettpölsterchen sind „wenigstens“ von außen sichtbar. Meine ständige Müdigkeit und das Frieren nicht. Und vor allem nicht meine blanken Nerven. Manchmal komme ich mir vor wie eine Tretmine. Ein falscher Schritt und BOOM!

Das ist anstrengend! Für mich, weil ich mich ständig zusammenreißen muss und für meine Familie, weil sie permanent auf der Hut sein muss. Fragt mal Pascal – der kann da ein Liedchen von singen! Letztens habe ich meine Milchpumpe angebrüllt, weil ein Ventil nicht richtig saß… da ist er vorsichtshalber ins Kinderzimmer geflüchtet und hat gewartet, bis der Sturm sich legt.

Einen letzten Versuch

den will ich also wagen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Eigentlich kann es nur noch besser werden, glaube ich. Den ersten Schritt habe ich heute gemacht, nun heißt es warten auf den genauen Marschbefehl. Der kommt dann via Arztbrief bald bei meiner Hausärztin an. Ich werde berichten!

Noch angeschlagen von dem fiesen Zahlenangriff verlasse ich die Klinik. Ich darf mich jetzt ruhig scheiße fühlen und meine Emotionen zulassen. Hoffentlich geht der Auslassversuch nicht nach hinten los, ey! Mein inneres Rumpelstielzchen läuft in meinem Kopf Amok, dann ist es müde und mir geht es gleich besser.

Kopf hoch, die Sonne scheint

Spontan gehe ich noch zum Optiker. Vor drei Wochen wollte Ella mir liebevoll die Brille aufsetzen. Das ist buchstäblich schiefgegangen und seither sage ich täglich: Oah, ich muss das echt reparieren lassen! Schiefe Gläser finde ich nicht so schlimm, aber der linke Bügel drückte ganz unangenehm auf mein armes Öhrchen. Naja, der Optiker jedenfalls ist superklasse und hat mich schon öfters gerettet (spätabends nach dem Präparierkurs z.B. als meine Brille plötzlich kaputt ging und mitten in den Bauchraum unseres Körperspenders fiel…)

Ganz heil ist meine Brille jetzt zwar nicht, weil ein kleines Scharnier ganz seltsam gebrochen ist und es für mein Modell keine Ersaztteile mehr gibt, aber durch fachmännisches Biegen und Schleifen sitzt alles wieder so wie es soll. Herrlich!

Zu guter letzt habe ich noch Ella und Leos Untersuchungshefte vom Zahnarzt abgeholt. Letzten Montag waren wir dort in der Kindersprechstunde. Unser Erfahrungsbericht ist auch schon fast fertig 😉

Danke fürs Zuhören!

Jetzt geht es mir schon besser 🙂

WIE ES WEITERGING: UPDATE – MEINE SCHILDDRÜSE UND ICH

Wie geht es euch mit eurem Körpergefühl? Seid ihr bei euch angekommen oder kämpft ihr noch? Bella von familieberlin hat übrigens auch kürzlich darüber geschrieben.

Meine Schilddrüse und ich
Meine Schilddrüse und ich

2 Gedanken zu „Meine Schilddrüse und ich #Tagebuchbloggen“

  1. Ach du Arme! Ich wünsch dir alles Gute und viel Kraft! Ich hoffe sie finden bald raus was nicht stimmt und können dir dann gezielt helfen.
    Ich find es übrigens toll wie amüsant du trotzdem über diese belastende und anstrengende Sache schreiben kannst.
    Alles Liebe
    Sophie

    1. Liebe Spohie,
      danke fürs Daumen drücken, das freut mich wirklich sehr! Sobald ich mehr weiß, werde ich hier ein Update schreiben. Und ja, über mich selbst lachen zu können, ist das was mich über Wasser hält!
      Lieben Gruß!

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