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Kleinkindstillen - wir sind viele! Teil 1

Kleinkindstillen – Wir sind viele! Teil 1 Monika

Wie stillfreundlich ist Deutschland? Dieser Frage hat sich eine Expertengruppe ganze zwei Jahre lang gewidmet. Die Antwort: Mäßig. Besonders das Stillen über den 4. Monat hinaus ist scheinbar eine Seltenheit. Wer länger die Brust gibt, zählt hierzulande zu den „Langzeitstillenden“ und fühlt sich oft ziemlich einsam und unverstanden. Andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass mehr Mamas stillen, als man so glaubt. Und vor allem lange! Es braucht nur ein: Schau, ich stille seit 3 Jahren und bin ganz normal, und schon kommen sie, die Geschichten. Tatsächlich ist es so: Kleinkindstillen – Wir sind viele! Teil 1: Monika

Hier geht es zur Facebookgruppe Kleinkindstillen

In den letzten Wochen habe ich unzählige und großartige Geschichten lesen dürfen. Ab heute darf und möchte ich sie mit euch teilen. Um euch Mut zu machen und für euch alle sichtbar zu machen: Wir sind viele und vor allem ganz normal! Den Anfang macht die liebe Monika. Bühne frei!

Ein paar Worte über Dich (z.B. Alter, Anzahl der Kinder, Beruf oder was dir wichtig ist)

Hallo, ich bin Monika, 26 Jahre, Mama zweier wundervoller Mädels und verheiratet mit dem Herzensmann. Außerdem bin ich Trage-, Stoffwindel und Stillberaterin, weil mir diese drei Themen unheimlich wichtig sind und gerade die Stillberatung, welche ich ehrenamtlich ausübe, ist meine absolute Herzensangelegenheit.

Hast Du dir vor der Geburt vorgenommen zu stillen?

Ich habe mir bereits vor der Geburt meiner großen Tochter vor 5 Jahren vorgenommen zu Stillen. Leider habe ich zu dieser Zeit wenig Unterstützung bei unseren anfänglichen Problemen gefunden.

In der Schwangerschaft mit meiner jüngeren Tochter habe ich mich dann bereits informiert, ob es mittlerweile eine Stillberaterin in meiner Umgebung gibt, um im Falle von Problemen auf ihr Wissen bauen zu können. Auch eigenes Wissen habe ich mir angeeignet, weil es mein absoluter Wunsch war zu stillen.

Hattest Du schon einmal Probleme beim Stillen, z.B. einen Milchstau, Stillstreik o.ä.?

Ich hole ein wenig aus. Vor 5 Jahren kam meine Große klein und zart auf die Welt. Das Stillen war so anstrengend für sie, dass sie immer einschlief und viel abnahm. Deswegen wurde im Krankenhaus mit der Flasche zugefüttert und ich habe abgepumpt. Nach einem längeren Kampf konnte ich nach einem Monat endlich voll stillen. Mit etwa 3 Monaten verweigerte meine Tochter das Stillen immer mehr, weil sie, bis dahin unbekannt, durch das KISS-Syndrom starke Schmerzen litt.

Bei meiner jüngeren Tochter habe ich am Anfang fast durchgängig 12 Wochen einen Soor und dadurch tiefe Risse an den Mamillen gehabt. Dank meiner Hebamme und ihres Lasers sind die Risse aber nach erfolgreicher Behandlung des Soors gut verheilt und seitdem habe ich keine Probleme mehr.

Wie lange stillst Du?

Ich habe bei Vivien, der älteren Tochter, 3 Monate gestillt und danach noch 18 Monate abgepumpt und per Flasche gefüttert.

Carlotta, die Jüngere, stille ich nun seit 2 Jahren und 2 Monaten.

Hast Du erwartet oder geplant, so lange zu stillen?

Ich habe es nicht geplant oder erwartet in dem Sinne. Ich möchte so lange Stillen wie meine Tochter und ich es möchten.

Warum stillt ihr „noch“?

Weil meine Tochter es braucht und ich es möchte.

Wie steht Dein Umfeld dazu? Dein/e Partner/in, Familie, Freunde?

Familie und Freunde und auch mein Ehemann stehen hinter mir und dieser Entscheidung. Auf dem Spielplatz werde ich manchmal schräg angeschaut, aber ich würde noch nie negativ auf das Stillen angesprochen.

Hast Du Freundinnen, die auch lange stillen? Bzw. wie viele Langzeitstillende kennst Du?

Ja, die habe ich. Ich kenne mindestens 11 Langzeitstillende bzw. ehemalige Langzeitstillende.

Stillst Du in der Öffentlichkeit? Welche Erfahrungen hast Du dabei gemacht?

Ja. Ich stille wirklich überall und immer dann wenn es nötig ist. Bisher wurde ich nie angesprochen, es wurde höchstens irritiert geschaut.

Wie lange möchtest Du noch stillen?

So lange es sich gut anfühlt und meine Tochter es möchte.

Beschreib mal, wie sieht so ein normaler Tag bei euch aus (stilltechnisch)?

Zum aufwachen möchte die Maus direkt gestillt werden. Nach dem Frühstück, über den Vormittag verteilt, meldet sie 2 bis 3 Mal Bedarf an. Zum Mittagsschlaf stille ich sie in den Schlaf und auch wieder beim Aufwachen. Am Nachmittag ist meist Trubel mit der großen Schwester und Freunden, sodass ich selten stille, meist nur zum Beruhigen, wenn irgendetwas passiert ist. Abends zu Hause nach dem Abendbrot stille ich immer mal kurz, bis wir zum Einschlafstillen ins Bett gehen. Nachts stillen wir 2 bis gefühlt 100 Mal 😉

Was magst Du besonders am Stillen?

Die Geborgenheit und Nähe zu meinem Kind.

Was gefällt Dir nicht, oder was wirst Du nach dem Abstillen nicht vermissen?

Dass sie sich Nachts nicht anders beruhigen lässt, wenn ich da bin.

Was möchtest Du jungen Stillmamas oder Schwangeren mit auf den Weg geben?

Stillen ist etwas Wundervolles und das Beste für Mama und Kind. Es erspart einigen Stress auf beiden Seiten und mit Hilfe einer Stillberaterin kann man auftretende Probleme und Schwierigkeiten überwinden.

Mit welchen Vorurteilen hast Du zu kämpfen?

Es wird oft gefragt, ob es nicht schrecklich ist, immer da sein zu müssen. Das ist aber gar nicht so. Ich kann sogar über Nacht weg ohne Probleme.

Was denkst Du, woher kommen die Vorurteile dem Langzeitstillen gegenüber?

Es ist einfach nicht mehr so in den Köpfen der Menschen verankert, dass Langzeitstillen vollkommen normal ist. Dafür hat die Flaschen- und Milchnahrungslobby, sowie Johanna Harer leider ganz viel SCHLECHTEN Einfluss und falsche Denkweisen verbreitet, die leider immer noch kursieren abgebaut werden können.

Warum ist Stillen das Normalste der Welt?

Warum? Das ist echt schwierig zu beantworten. Für mich ist das eher eine Aussage. Es ist das Beste für Mutter und Kind und hat so viele Vorteile der Flaschennahrung gegenüber.

Was würdest Du dir von deinem Umfeld, von der Politik und oder der Gesellschaft wünschen?

Ich wünsche mir, dass offener über das Stillen gesprochen wird, dass das Stillen mehr gefördert und wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt wird.

Wie nennt ihr das Stillen? Sprechende Kinder haben ja die lustigsten Namen dafür 😊

Meine Tochter nennt es NaNa.

Wenn Dir noch etwas auf dem Herzen liegt:

Langzeitstillen als Begriff sollte verschwinden, da alles bis zu einem Kindesalter von 7 Jahren vollkommen normal ist.

Herzlichen Dank für deine Geschichte, liebe Monika!

Hier geht es zu meinem Bericht: Kleinkindstillen 3 Jahre stillen

Hier geht es zu Teil 2

Kleinkindstillen - wir sind viele! Teil 1
Kleinkindstillen -wir sind viele! Teil 1

8 Gedanken zu „Kleinkindstillen – Wir sind viele! Teil 1 Monika“

    1. Danke liebe Sonja! Und ja, das eigene Bauchgefühl leitet einen oft am besten 🙂 Falls du deine Geschichte auch teilen möchtest, melde dich kurz und ich sende dir die Fragen 🙂

      LG Alexandra

  1. Ein wunderschöner Bericht.
    Ich selber habe unsere Kleinste fast zwei einhalb Jahre gestillt…. Nun will sie nicht mehr.
    Wir hatten einen sehr schweren Start, da sie viel zu früh und zu klein zur Welt kam. Aber alle Anstrengung hat sich mehr als gelohnt.

  2. Ich lese deinen Blog so gern während des Einschlafstillens. So auch in diesem Moment 🙂
    Mittlerweile müsste ich alle Beiträge durch haben. Das Interview finde ich eine schöne Idee!
    Und nun möchte ich einfach mal einen Gruß da lassen.

    1. Ach Susanne,

      das geht ruter wie Butter. Ich freue mir jedes Mal ein Loch in den Bauch, wenn jemand mag was ich schreibe und über jeden Kommentar hier! Liebsten Gruß zurück aus Köln!

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