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oh du schöne weihnachtszeit - streit und chaos weit und breit

Oh du schöne Weihnachtszeit – Streit und Chaos weit und breit!

Holla die Waldfee, dieses Jahr geht es bei uns mal wieder ordentlich drunter und drüber.

Trotz meiner innerlichen Einstellung „Nimm es halt einfach wie es kommt“, ist von Besinnlichkeit oder gar Weihnachtsgefühl keine Spur. Die Kinder sind seit Wochen wahnsinnig anstrengend. Ein für alle unerklärlicher Wutanfall folgt dem nächsten, es wird gestritten und gerauft. Ich gebe mir die größte Mühe ruhig zu bleiben, nicht zu schimpfen sondern den Gefühlen Raum zu lassen. Zu erklären und Dazusein. Aber…je länger diese besondere Zeit andauert, desto schwerer fällt es mir! Selbst Pascals angeborene Entspanntheit hat ihre Grenzen erreicht und überschritten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das nochmal erleben würde. Und so vergeht kein Tag ohne Streit und Tränen, Gebrüll (können wir alle besonders gut!) und – das halte ich uns dann doch zugute – Versöhnung.

Dennoch nagt es am elterlichen Nervenkostüm..

… aktuell trifft Lumpen es wohl eher. Wo wir gerade beim Thema Kleidung sind: die Wäsche. Die Wäsche… sie türmt sich nicht nur in den Körben, hängt zum Trocknen am Küchenmobiliar, nein sie liegt auch in allen Ecken herum. Auch Spielzeug, irgendwelche Verpackungen und anderer Kram tummeln sich an allen möglichen und unmöglichen Orten.

Anfallsweise bewältige ich einige der Kramberge, doch es ist wie bei der Hydra.

Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue! Sollen sie doch wachsen, denke ich mir dann und wann. Dieses Jahr ist einfach sehr voll zum Ende hin. Besonders, was die Stimmung der Kinder betrifft. Arbeitsreich für mich, da ich viel Herzblut in meine Facharbeit stecke. Seit Wochen werte ich Interviews und Umfragen aus, lese tatsächlich jede Studie selbst durch und frage mich manchmal, wieviel Zeit wohl umgerechnet pro Satz draufgegangen sein mag. Doch das hat nun einfach Priorität. Ich denke da jetzt ganz an mich. Es gibt ein, zwei Mal die Woche frisch gekochtes, an den anderen Tagen reicht TK Pommes und Chicken Nuggets oder schnelle Toastpizza. Die Kinder sind begeistert! Auch weil wir diesen Advnet vornehmlich so verbracht haben:

Der Mann zockt, die Kinder schauen Fern und ich lese und schreibe vor mich hin. Ich will nicht wissen, auf wieviel Bildschirmzeit wir in den letzen Wochen gekommen sind. Huiuiui.

Auch den Baum habe ich dieses Jahr nicht selbst geschmückt.

Alles was mit Deko zu tun hat, ist sonst eingentlich mein Hoheitsgebiet. Nächstes Jahr wieder und dann mit voller Freude. 2019 darf Pascal ran, der seit Mitte November seinen kompletten Jahresurlaub nachholen muss. Auch das ist so eine Geschichte… es fällt mir sehr schwer, rund um die Uhr jemanden um mich herum zu haben. Besonders wenn ich viel arbeiten muss, und dieser Jemand sehr viel Zeit und Energie hat und zusätzliche Baustellen in der Wohnung eröffnet. Weil ja jetzt alles mal ausgemistet und umgeräumt werden kann. Ein Spätjahresputz, der ungelegener nicht sein könnte. Für die Erkenntnis musste es auch erst einmal ordentlich krachen. Der beschissenste 2. Advent, an den ich mich erinnern kann.

So kommt es, dass wir dieses Jahr nur einmal Plätzchen gebacken haben. Selbst übermüdet und mit kleinem Säugling habe ich mehr geschafft. Im Nachhinein frage ich mich, wieso eigentlich? Tja, weil man das so macht, dachte ich damals. Zum Glück kam mit den Weisheitszähnen auch ein Stückchen Weisheit mit. Mit 30 mache ich es nicht mehr so. Ein mal Ausstechteig, damit die Kinder Spaß haben. Kurz Schoki draufgekleckst und ein paar Streusel in der Küche verteilet. Einige davon landen sogar auf den Plätzchen. Die Kids sind happy, der Weihnachtsteller an Heiligabend wird durch Gekauftes ergänzt. Und für die liebsten Nachbarn gibt es eben nur ein kleines Tütchen vor die Tür.

Passend zum Gelassionismus ein verschwommenes Bild unserer Nächstenliebe:


Zumindest mein Hamstertum gereicht uns dieses Jahr sehr zum Vorteil: sämtliche Geschenke hat der Weihnachtsmann schon parat. Das Einpacken spart der sich wieder. Wiederverwendbare Weihnachtstüten und Tücher sind nicht nur umwelt- sondern auch zeitfreundlich. Zwei Fliegen, eine Klappe.

Apropos Klappe: da habe ich genau zu Weihnachten auch wieder Spaß mit.

Einen Termin letzen Freitag, einen notfallmäßig heute am 23.12. Ich sehe geduldig aus dem Wartezimmerfenster auf die Kirche, in der wir nächstes Jahr heiraten. Und ich hoffe, das heute endlich die Ursache für das Zieeeeeeeeehen im Zahn gefunden wird. Das macht mich seit Tagen schon völlig kirre!!! Ich greife mal vor: nein wird sie nicht. Kein Karies, Wurzel oB. Dann wohl ne Fehlbelastung, sagt der Herr Doktor. Ein bisschen Nachschleifen an der Füllung, und nächstes Jahr bekomme ich eine Beißschiene. Naja, zumindest darf sich dieser Zahnarzt über mein vollstes Vertrauen freuen. Nach der Odysse diesen Sommer hatte ich die Hoffnung auf einen seriösen Dentisten schon fast aufgegeben. Wunder geschehen, vor allem wenn man ihnen ein bisschen nachhilft.

Und auf den Blickwinkel kommt es an

Während ich warte, kommt ein Mutter – Tochter – Gespann ins Zimmer. Die Tochter um die 45 Jahre alt, stützt ihre Mutter, die sehr sehr unsicher auf den Beinen ist. „Toll machst du das, Mama!“ sagt die Tochter voll ehrlichem Stolz. Ich stehe auf, sodass sich beide nebeneinander setzen können. Und plötzlich ist meine Sorge um den Kackzahn vergessen. Es geht uns gut!

Wir sind zusammen

Ja, umgeben von Chaos. Doch dieses Chaos gibt es nur, weil wir uns Spielzeug und Kleidung leisten können. Wir sind zusammen, und starren auf verschiedene Bildschirme. Weil ich die Arbeit machen darf, die mich erfüllt. Wir sind zusammen und schreien uns an. Weil wir wissen, dass wir uns immer lieben, so wie wir sind. Unverstellt können wir uns fallen lassen. Wir sind zusammen und essen wochenlang ungesundes Zeugs. Weil besondere Zeiten auch besondere Maßnahmen erfordern. Weil ich gelernt habe, meine Kräfte einzuteilen und mich deshalb nicht schlecht zu fühlen. Wir sind zusammen, in guten wie in schwierigen Zeiten. Und ich bin mir sicher, dass auch meine Kinder einmal sagen werden:

Das hast du toll gemacht, Mama!

Wenn sie sich später an diesen Advent erinnern, dann werden sie vielleicht davon erzählen:

Von der Fertigpizza, die es sonst nur selten gab

Von den Zuckerperlen, die durch die Lüfte flogen

Von den coolen Weihnachtsfilmen, die sie sich reinziehen konnten

Vom Plätzchenteig, der nur einmal angerührt und zur Häfte roh vernascht wurde

Von den starken und offenen Gefühlen, die wir alle geteilt haben

Von ihrer Mama, die ohne schlechtes Gewissen etwas für sich selbst tut. Die ihre Bedürfnisse offen auspricht und verteidigt. Weil jeder das „darf“, ja sogar tun sollte. Auch die beiden selbst, wenn sie vielleicht einmal Partner und Kinder haben, oder wie auch immer sie leben werden.

Ich nehme es so wie es kommt, doch ich lenke da wo ich kann

Wenn ich viel Geld hätte, würde ich wetten: auch morgen wird es Gemecker geben. Aber wir werden unser Bestes geben. Wir werden zusammen sein (nicht selbstverständlich wie wir selbst erfahren mussten) und dankbar. Dankbar, dass wir gesund sind und uns lieben, ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch und Geschenke unterm Baum haben. Alles andere ist Nebensache. Der Laptop wird einen Tag nicht angefasst. Am 25. geht es dann weiter mit der Schreiberei. Die Drei fahren derweil zur Schwiegerfamilie. Meine Abwesenheit wird definitiv nicht gern gesehen sein, doch auch hier bleibe ich standhaft. Vier Stunden Autofahrt sind mir einfach zu viel. Schon nach 20 Minuten ist mir für Stunden kotzübel.

Ich muss es nicht jedem Recht machen

Besonders nicht wenn das auf meine Kosten gehen würde. Stattdessen genieße ich in Ruhe einen Weihnachtsfilm ohne Zwischengequatsche und habe einige konzentierte Stunden zum Arbeiten. Denn zu meinem Herzensthema kann und will ich nicht kurz vor der Deadline irgendetwas herunterrotzen. Ich bin gut in dem was ich tue, aber ich bin kein Genie. Ich brauche Zeit und die nehme ich mir.

Während ich dies schreibe, haben uns die liebsten Nachbarn auch eine kleine Überaschung vor die Tür gestellt. Da habe ich sofort die Freude gespürt: Jemand hat an mich gedacht. Ein schönes Gefühl! An wen habt ihr dieses Jahr gedacht? Und vor allem: habt ihr auch gut für euch selbst gesorgt, oder „bloß“ für alle anderen? Denn nur wer erfüllt ist, kann auch aus dem Vollen schöpfen. Wenn es in diesem Jahr noch keiner für euch getan haben sollte, sagt es heute laut zu euch selbst: das hast du toll gemacht!

In diesem Sinne:

Frohe Weihnachten und immer dran denken: #untermdreckistssauber!

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3 Gedanken zu „Oh du schöne Weihnachtszeit – Streit und Chaos weit und breit!“

  1. Frohe Weihnachten wünsche ich euch!
    Ich lese sehr gerne deinen Blog und freue mich immer über neue Texte, weil ich deinen Blog authentisch und deine Art zu schreiben, sympathisch finde.

    Bleib so, wie du bist.

    Und schreib noch ganz viele Blogbeiträge…

    … nach Weihnachten;-).

    Schöne entspannte Tage wünsche ich dir und deinen Lieben.

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