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Stillen in der Öffentlichkeit

Stillen in der Öffentlichkeit

Sie sind überall: Brüste. Auf Coverbildern verschiedenster Zeitschriften, auf Werbeplakaten – sobald man den Fuß vor die Tür oder den Hintern vor den Fernseher/den Laptop setzt, gibt es kein Entkommen. Doch wenn ein Kind statt des Bikinis die weibliche Brust ziert, ist der Aufschrei groß! Stillen in der Öffentlichkeit – ein Streitthema, dass selbst vor Promimüttern wie Nina Bott nicht haltmacht.

Stillen in der Öffentlichkeit – Die Brust als Paradoxon

Die Deutschen lieben die weibliche Brust. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Antwort des Chefredakteurs einer recht bekannten und seriösen Zeitung auf meine Frage, warum denn in jeder Ausgabe solch freizügige Damenfotos abgedruckt würden:

Ganz einfach: Brüste steigern die Verkaufszahl. Dafür geben wir gern ein Stück Seriosität ab.

Ja, die weibliche Brust ist scheinbar ein Alleskönner. Mal ist sie mehr, mal weniger bekleidet. Doch immer steht sie für das eine: Sex. Fatal! Denn genau diese Bilder beeinflussen unser Denken. Die weibliche Brust ist das vorzeigbare Sexsymbol schlechthin. Und vorgezeigt wird sie! Nicht nur als Werbemittel für diverse Produkte, sondern auch von den meisten (jungen) Damen, die sich wetterbedingt oder aufmerksamkeitssuchend nur leicht bekleiden. Sehr zur Freude der Allgemeinheit, denn halbnackte Brüste sind gern gesehen. Nur Kinder, die haben daran nichts zu suchen. Stillen von Babys ist okay, aber bloß nicht in der Öffentlichkeit!

Stillen in der Öffentlichkeit – ist das abartig?!

Brüste werden in unserer Gesellschaft im höchsten Maße sexualisiert. Busenbilder sind omnipräsent, Bilder von Stillenden hingegen sind rar gesät -vor allem im öffentlichen Raum. Was wir sehen, was wir bewusst und unbewusst wahrnehmen, beeinflusst unser Gedankengut. Es prägt unsere Einstellung und unsere Werte – in persönlicher aber besonders auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die Entstehung von Normen innerhalb einer Gesellschaft ist komplex und dynamisch. (Vor)-Bilder und Symbole spielen dabei jedoch eine wesentliche Rolle. Kein Wunder also, dass die meisten Deutschen das Kind an der Brust mit größter Ambivalenz betrachten. Stillen in der Öffentlichkeit? Das gehört sich nicht! Oder?

Stillen (in der Öffentlichkeit) wie artgerecht!

Dass das Stillen zur Erhaltung der mütterlichen und kindlichen Gesundheit beiträgt, ist den meisten Deutschen wohl bewusst. Ja, in manchen sozialen Schichten herrscht sogar ein regelrechter gesellschaftlicher Zwang, das Neugeborene in den ersten Monaten zu stillen. Aber: bitte möglichst unsichtbar! Und bloß nicht länger als ein halbes Jahr! Verrückt und schon fast zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Brüste sind zum Stillen da – irgendwie schlummert dieses Wissen also doch in unseren Köpfen. Und eines sollte uns allen klar sein: Wir Menschen sind Säugetiere. Wie kann da unser Herausstellungsmerkmal schlechthin abartig sein? Genau das Gegenteil ist der Fall: Stillen ist artgerecht! Und es sollte für uns das normalste der Welt sein.

Stillen in der Öffentlichkeit – wir brauchen Vorbilder!

„Nina Bott stillend aus Cafe geworfen!“ Diese und andere Schlagzeilen möchte ich nicht mehr lesen müssen. Zum Glück stehe ich mit diesem Wunsch nicht alleine da. Gerade heute zum Beispiel, werden in Berlin die Ergebnisse des Projekts „Wie stillfreundlich ist Deutschland“ vorgestellt.

Eines ist klar: es liegt sehr viel Arbeit vor uns. Das Stillen von Säuglingen und Kleinkindern muss wieder den Weg zurück in unser Bewusstsein finden. Es soll weder ideologisiert, noch kritisiert werden. Wir müssen es schlichtweg wieder aufnehmen in unseren Normenkatalog. Stillen ist die Norm! Stillen ist normal.

Selbstverständlich ist dafür ganz stark die Politik und die Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Stillen braucht eine Lobby und koordinierte Zusammenarbeit. Und allen voran: Stillen braucht Vorbilder. Im Netz und auf der Straße. Lasst euch also bitte nicht einschüchtern, habt keine Angst vor blöden Blicken. Zeigt euch. Zeigt, dass das Stillen normal ist!

PS: Ich stille nun meine Dreijährige

Herzlichst, eure Alexandra

Stillen in der Öffentlichkeit
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2 Gedanken zu „Stillen in der Öffentlichkeit“

  1. Wir Stillen seit 16 Monaten, trotz einiger Milchstaus und Brustentzündungen und einseitig Stillen später. Beim großen hatte ich nichts und jetzt nehme ich alles mit was geht. Wir stillen überall, mir ist dass egal was andere Denken. Es ist dass natürlichste der Welt. Die Gesellschaft wird leider immer schlimmer. Wir stillen so lange wie es für uns am besten ist.

    1. Hallo Yvonne, es freut mich immer zu hören/lesen, wenn andere auch ganz selbstverständlich stillen und sich nicht von anderen Meinungen beeindrucken lassen! Darf ich fragen, warum du bei dem Großen nicht stillen konntest?

      LG Alexandra

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