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Nur noch schnell die Welt retten – Wie ich Weihnachten leben lernte

Falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet (haha!): in ein paar Tagen ist Weihnachten! Jedes Jahr ist es das Gleiche: kaum hat man das erste Türchen/Säckchen/Häuschen des mühevoll selbstgebastelten oder auf den letzten Drücker gekauften Adventskalender geöffnet, da ist es plötzlich schon Weihnachten.

Ich habe immer das Gefühl „Ach, es sind vier Adventssonntage, also auch noch nen Monat Zeit.“ Und jedes Mal wundere ich mich, dass es eigentlich nur dreieinhalb Wochen sind. Und die ToDo Liste eher immer länger als kürzer wird. Ganz besonders, seid die Kinder auf der Welt sind.

Mit Kindern hat das Weihnachtsfest für mich wieder so viel an Bedeutung gewonnen.

All die schönen Erinnerungen aus der eigenen Kindheit kommen wieder hoch und die Aufregung und Freude der Kids machen die letzen Wochen des Jahres zu etwas ganz Besonderem. Was für eine tolle Welt muss das sein, in der kleine Wichtel und Engelchen in die Häuser einziehen und der Weihnachtsmann oder das Christkind auf wundersame Weise Geschenke unter den Baum legen. Allein um den Menschen eine Freude zu bereiten. Ohne Erwartung von Gegenleistungen. Dieser Zauber der Weihnacht, mit den Kindern ist auch er wieder in mein Leben getreten.

Vor den Kindern habe ich oft an Weihnachten oder Silvester gearbeitet.

Schließlich gab es da ordentlich Feiertagszuschlag. Die erste und letzte Jahreswende vor Leos Geburt haben Pascal und ich tatsächlich auf Station verbracht. Wir hatten noch getrennte Wohnungen, obwohl wir die meiste Zeit bei ihm verbracht und dort ein klein wenig dekoriert hatten. Aber so richtig festlich war daran nichts. Dafür gab es aber auch keinen Stress.

Das erste Weihnachten mit Leo war auch noch recht entspannt.

Er war gerade zwei Monate alt und wir verbrachten die Tage bei meinen Eltern. In unserer gemeinsamen Wohnung stand zwar schon ein Bäumchen und wir haben ein paar Plätzchen aus Ausrollteig gebacken, doch wirklich viel Arbeit hat das nicht gekostet. Und Leo wäre auch glücklich gewesen, wenn wir die Lichterkette einfach quer übers Sofa geworfen hätten.

Ein Jahr später: 2015…

sah das schon ganz anders aus. Dieses Weihnachten wollten wir erstmals bei uns zu Hause begehen. Das erste Mal als Kleinfamilie in die Kirche gehen, Weihnachtsessen auf den Tisch bringen und Geschenke unter den Baum legen. Das erste Mal die Wünsche und Traditionen aus zwei Herkunftsfamilien unter einen Hut bekommen.

Zu unserem Glück hatten der Mann und ich sehr ähnliche Vorstellungen und Leo war zudem ein sehr ruhiges und zufriedenes Baby. Meine Vorfreude auf das Fest war groß und ich habe mit viel Elan Plätzchen gebacken und die Wohnung dekoriert. Der Heiligabend war dann auch tatsächlich so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ganz zauberhaft, glitzernd, ruhig und friedvoll.

Auf Wunsch der Familien sind wir an den folgenden Tagen erst zu den „großen“, dann zu den „kleinen“ Großeltern gefahren. Das war trubelig, besonders bei meiner Schwiegerfamilie. Ihr müsst wissen, dass meine Schwiegereltern mittlerweile 7 Enkel haben :). Ella war zu dem Zeitpunkt übrigens gerade unterwegs. Dennoch: Weihnachten können wir, dachte ich.

Weihnachten zu viert: 2016

Auch das nächste Weihnachtsfest brachte Neuerungen, denn nun krabbelten und liefen hier zwei kleine Kinder durch die Wohnung. Obwohl Ella ein Schreibaby war und mich den ganzen Tag auf Trab hielt, schaffte ich es trotzdem wieder, die Wohnung aufzuräumen, Plätzchen zu backen und zu dekorieren. Ich hatte das Gefühl, dass an Weihnachten alles perfekt sein muss. Besonders jetzt, da ich für das „Glück“ meiner Kinder verantwortlich war.

Gerade noch rechtzeitig schafften wir es in den Kindergottesdienst und ich hoffte darauf, dass sich nun endlich das Weihnachtsgefühl bei mir einstellen würde. Leider verließen wir die Kirche nassgeschwitzt und mit noch schlechterer Stimmung als wie sie betreten hatten.

Leo hatte die gesamte Zeit gejammert und die letzen Minuten unaufhörlich geschrien. Wir rannten heim, der Bescherung entgegen. Die Päckchen würden ihn sicher aufmuntern. An Essen war so jedenfalls nicht zu denken.

Zuhause rissen wir uns die Jacken vom Leib und schoben die Kids ins Wohnzimmer. „Hier guckt mal, der Weihnachtsmann war da und hat euch Geschenke mitgebracht.“ Für kurze Zeit war Leo tatsächlich abgelenkt, allerdings find er zunehmend an zu husten. Im Laufe des Abends gesellte sich dem Husten noch ein Röcheln hinzu und Leo hörte nicht auf zu jammern und zu schreien. Die Bescherung machte so keinen Sinn und wir gaben auf. Scheiß Tag!

Da hatte ich mir so viel Mühe gegeben und nun das. Keine Freude, keine Dankbarkeit.

Stattdessen Gezeter auf allen Seiten, denn mittlerweile lagen nicht nur meine, sondern auch Pascals Nerven blank. Der Abend hatte aber noch viel mehr zu bieten. Trotz wenig Aussicht auf Erfolg, versuchten wir Leo ins Bett zu bringen. Wir brauchten dringen Ruhe und gegessen hatten wir auch noch nichts. Während ich Ella im Wohnzimmer stillte, fing Leo wieder an fürchterlich zu Husten. Er hörte garnicht mehr auf damit. Mit Ella an der Brust rannte ich Richtung Schlafzimmer, als Pascal auch schon anfing zu brüllen: „Atmen, Leo! Du musst Atmen!!“

 

Ich muss euch wohl nicht sagen, wie sehr mir da das Herz in die Hose rutschte. Der kleine Mann hing auf Papas Arm, röchelte, hustete und bekam nicht mehr genügend Luft in die Lungen. Sowohl Pascal und ich arbeiten/studieren in der Klinik, aber wenn es die eigenen Kinder trifft, setzt das Hirn einfach aus und sämtliches medizinisches Wissen macht sich vom Acker. Klar war: Notarzt. Jetzt. 112.

Ich hatte gehofft, diese Nummer niemals wählen zu müssen. Während Pascal versuchte, Leo zum Atmen zu bewegen heulte ich mit zitternder Stimme in den Hörer. Wer, wo, was, wieviele…zumindest das spulte mein Hirn ab. Autopilot. Ella immernoch an der Brust mache ich zwei Minuten später die Tür auf, Pascal rennt mit Leo auf dem Arm gen RTW.

Ella und ich sind plötzlich allein

Jetzt ist es ruhig hier. Diese Ruhe hatte ich nicht gewollt. Ich schleppte mich auf die Couch und fühlte mich ganz taub. Oma und Opa anrufen. Ella beruhigen. Fernseher anmachen. Zittern, frieren, schwitzen. Atmen. Atmet Leo noch? Warum meldet Pascal sich nicht? Nicht weinen. Ella braucht mich.

Kurz vor zehn Uhr. Pascal ruft an. Leo geht es wieder gut soweit. RS Virus vermutlich. Trotzdem darf er heim. Wenns nochmal passiert, sollen wir wieder den Notarzt rufen. Ich stellte nichts infrage. Leo geht es besser, er darf heim.

Halb elf. Die Männer sind zuhause. Wir sitzen im Wohnzimmer und müssen erstmal alles sacken lassen. Viel Zeit bleibt uns nicht, da fängt Leo wieder an zu Husten. Bekommt keine Luft, die Atemwege sind von zu viel Sekret verlegt. Nichts zu machen, er wird langsam blau, obwohl Pascal ihn auf den Kopf gedreht hat und ihm herzhaft auf den Rücken klopft. 112. Selbes Lied.

Leo spuckt eine gewaltige Menge Rotz aus und holt endlich tief Luft. Schreit in Todesangst. Das gibt dem Typ an der anderen Leitung Anlass unseren Notfall infrage zu stellen: „Na, da höre ich ja Schreien im Hintergrund. Dann kanns ja nicht so schlimm sein mit der Luft. Wir kommen nicht.“

An meinen genauen Wortlaut kann ich mich nicht erinnern, aber ich bin sehr deutlich geworden. Kurz darauf leuchtet es wieder blau vor der Tür. Es wird wieder still. Meine Wut weicht der Ohnmacht. Ich mache mir beinahe in die Hose, weil meine Beine versagen. Fröhliche Weihnachten.

Kurz nach Mitternacht

Pascal ruft an. Leos Lunge ist nun frei, wir bekommen ein paar Medikamente mit. Mehr kann man nicht machen. Wir sollen aber seine Atmung überwachen. Als ob man uns das noch sagen müsste. Als ob einer von uns in der Nacht noch ein Auge zumachen könnte. „Er bekommt Muttermilch? Das ist gut! Und entschuldigen Sie den Idioten am Telefon.“ Ja, und ja und ja.

Egal, hautpsache wir sind zusammen

Hauptsache, Leo geht es besser! Danke, lieber Weihnachtsmann! Danke, liebes Christkind, Schicksal oder was auch immer! Gesundheit und Zusammensein. Das sind die größten Geschenke. Unbezahlbar.

Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen. Ohne Erwartungen. Kein mühevoll gedeckter Tisch, wir frühstücken gemütlich im Wohnzimmer. Holen die Bescherung nach. Leo ist ganz aus dem Häuschen, als er die Kinderküche entdeckt. Ich bin ganz aus dem Häuschen, ihn ganz normal Atmen zu hören. Wir hatten Glück. Leos Immunsystem hat den Virus in Rekordzeit niedergemetzelt. Jetzt ist Weihnachten.

Weihnachten 2017: Und täglich grüßt das Murmeltier

Neues Jahr, neues Glück. Oder so ähnlich. Der Stress aus dem letzen Jahr ist mir nachhaltig in Erninnerung geblieben. Und auch, was uns wirklich gut getan hat: das Beisammensein und das Nichtstun. Ja, wir alle lieben Deko. Ja, es gehört für uns zu Weihnachten dazu und versetzt uns in gemütliche, heimelige Stimmung. Ebenso die Mischung aus Tannenduft und frischgebackenen Plätzchen.

All das ist schön und wichtig für uns, doch das Leben (mit Kindern) hat seine eigenen Pläne. Daher läutete ich die Adentszeit mit dem Motto: „Alles kann, nichts muss“ ein. Die Dekokisten stapelten sich schon Ende November überall in unserer Wohnung, ebenso die Plätzchenzutaten in der Küche. So konnten wir über die Wochen verteilt die kleinen Zeitfenster des Alltags nutzen. Pünktlich zum 22.12. kehrte bei uns die Kotzeritis ein. Erst Ella, am 23. Leo und Pascal und am 24.12. hing auch ich über der Toilette.

 

Egal war mir das nicht. Da tut man alles, um ein entstpanntes Weihnachten feiern zu können und schon wieder sieht unser Wohnzimmer eher aus wie ein Lazarett. Kranksein ist immer schxxx. Zum Glück waren wir alle nach ein paar Tagen schnell wieder auf dem Damm und profitierten von den frühen Vorbereitungen. Weihnachten und Silvester gingen bei uns nahtlos ineinander über.

Trotzdem, irgendwie schienen die Dinge immer genau dann schief zu laufen, wenn wir uns besonders auf etwas freuten.

Tatsächlich erlebten wir an SÄMTLICHEN größeren und kleineren Festen in den letzen Jahren die verschiedensten Katastrophen. Kaputte Gefrierschränke, Besuche in der Notaufnahme, Stationäre Aufenthalte, Todesfälle in der Familie…die Liste ist bunt gemischt und schier endlos.

Nur, was sollte ich daraus lernen?

Am besten die Vorfreude mit einem dicken Knüppel davonjagen, sobald sie sich hervortraut? Wer nichts Schönes erwartet, der wird im Falle des Falles auch nicht enttäuscht. Oder die Vorbereitungen ganz sein lassen, falls wieder alles für die Katz ist und im Vorfeld nur Stress macht? Das Glück wirklich nur in den ganz kleinen Dingen suchen und auf alles Große verzichten?

Zu meinen eigenen Erfahrungen kamen die Einflüsse von außen:

Wenn ich Geschenke kaufe und sie in Papier einpacke, bin ich ein Konsumopfer und Umweltsünder. Wenn ich nicht topfrisiert und mit Spitzenschürze in der Küche stehe und mit den Kindern höchstgeduldig Katalogplätzchen backe, bin ich eine schlechte Mutter. Wenn ich meinen Kindern Geschichten über den Weihnachtsmann erzähle, bin ich ein vertrauensmissbrauchender Lügner.

Wenn ich zugebe, dass ich dem ganzen Weihnachtstrubel am liebsten den Rücken kehren würde, bin ich ein Griesgram und verliere ganz viele Leser. Wenn ich aber tolle Bilder meiner geliebten Deko und mit viel Mühe gebackenen Kekse zeige und unsere schönen Kuschelmomente mit euch teile, sezte ich alle anderen unter Druck. Die kann das so toll, die organisiert sich so gut, da klappt alles reibungslos und die Kinder lächeln den ganzen Tag – warum klappt das bei mir nicht?

Was will ich eigentlich?

Was tut mir gut, was passt in unser Familienleben. Was macht das Schicksal aus unseren Plänen? Gelten unsere Regeln und Werte aus den letzen Jahren noch, oder müssen wir sie den Gegebenheiten neu anpassen?

So viele Fragen. Und scheinbar kaum Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir hetzen durch den Alltag, von Termin zu Termin. Schieben die Wäscheberge von der einen Seite auf die andere. Lesen von Optimierung, Low-waste und Nachhaltigkeit.

Fühlen uns schlecht, weil wir liquiditätsbedingt Obst im Plastikbeutel kaufen müssen und einen Tannenbaum ohne Wurzeln im Wohnzimmer stehen haben. Ärgern uns über chice Instagramprofile, mögen aber die „echten“ auch nicht. Die sehen einfach nicht schön aus, die haben einfach keinen Mehrwert. Was ist das überhaupt, dieser Mehrwert? Muss denn alles einen Mehrwert haben? Seht ihr da im Spiegel eigentlich auch den kleinen Hamster in seinem Rad?

Stop!

Weihnachten 2018: Zurück auf Anfang

Ich habe es gewagt, und bin aus dem Rädchen gesprungen. Nun sitze ich hier, sehe den anderen beim Rennen zu und überlege. Ich nehme mir Zeit. Neben mir sehe ich ein paar Gleichgesinnte:

Alu von Grosseköpfe schreibt: „Ist das dieser Advent? Ich kann es nicht fühlen dieses Jahr. Ich habe vielleicht mein Weihnachtsmojo verloren?!“

Auch Jette aka Super Mom Berlin findet: „Mir ist fast meine Vorfreude abhanden gekommen. Alles ist so gleich. Plötzlich tragen alle Partner Weihnachtsschlafis, hat halb Instagram nen Wichtel zu Hause (wir auch, ja), ist der Baum plötzlich perfekt Instagram tauglich mega kitschig, überladen, oder mit echten Blumen verziert, weil es wirklich gut aussieht, für ein Foto.[…]

Wer braucht schon den ganzen Konsum?! fragen die, die das ganze Jahr Produkte vorstellen. Und spenden nicht vergessen. Uns gehts schließlich gut, also los, im Dezember entdecken wir unsere Nächstenliebe wieder.

Und Katharina von Soneasonnenschein erzählt: „Ich renne und renne, hetze von einem Termin zum nächsten und komme irgendwie nicht rein, in den alljährlichen […] Weihnachtsmodus.“

Zu viel zu tun, zu viel im Kopf, zu viel „mental load„,

würde Patricia Cammarata vielleicht sagen. Und zu hohe Ansprüche an sich selbst und das kommende Fest, bemerkt auch Anna von berlinmittemom:

„In acht Tagen ist Heiligabend. Mir wird ganz schwindelig! Was ich alles noch nicht erledigt habe! [….]Wenn ich darüber nachdenke, würde ich mich am liebsten ins Bett legen, mir die Decke über den Kopf ziehen und gar nichts mehr machen. Weihnachten boykottieren. […] Und gleichzeitig macht mich das traurig. Denn ich l i e b e all das! […]Wieso also dieser pre-Christmas-Blues?

Was ist das und wo kommt das jetzt her? Seit ich Kinder habe, laufe ich mit einem Bild im Kopf herum, wie Familienweihnachten sein soll. Dabei spielen natürlich die Erinnerungen an meine eigene Kindheit eine große Rolle und die Lieblingsrituale aus dieser Zeit sind von Anfang an mein Maßstab dafür gewesen, wie ich Weihnachten mit meinen Kindern gestalten und erleben möchte. […] Aber manchmal reicht es von der Zeit nicht. Oder meine Energie reicht einfach nicht mehr. Dann lasse ich einen Plan nach dem anderen fallen und werde immer saurer dabei“

Nun will ich niemanden verurteilen, der in voller Weihnachtsstimmung harmonische (und arrangierte) Glitzerbilder online stellt,

sich viel Arbeit mit Adventsverlosung macht und die schönen Seiten des Lebens betont. Ich mag diese Bilder und Storys. Sie geben mir ein angehemes Gefühl, hellen meine Laune auf, wenn es draußen trüb und regnerisch ist und die Kids sich streiten. Denn ich weiß, wie ich Instagram nutzen will.

Ich weiß, dass dort und auf Blogs nur kleine, ausgewählte Ausschnitte zu sehen sind. Dass es bei denen genauso laut und unordentlich ist. Dass nicht alles für bare Münze zu nehmen ist. Bloggerhausen und Insta sind wie die Geschichten im Fernsehen: sie sehen echt aus, zeigen aber nur die Dinge vor der Linse.

Hinter der Kamera steht unsichtbar das ganze Set voller Kabel, Mikrofone und leerer Kaffebecher. Zu unserer Unterhaltung wurden Drehbücher geschrieben, durch uns Zuschauer wird das Geld verdient. Und das ist voll okay!

Wenn es mir nicht gefällt, schaue ich weg, entfolge oder mache das Handy aus. Suche mir Profile, die zu meiner persönlichen Einstellung passen. Klicke auf Werbeanzeigen meiner Lieblingsblogger, weil ich weiß, wieviel Arbeit so ein Blog bedeutet. Weil ich es demjenigen von Herzen gönne und es mir nicht wehtut.

Genau so mache ich es auch im analogen Leben: ich nehme die Dinge mit, die mir gefallen und streiche das, was mich unter Druck setzt oder nicht wichtig ist. Für Weihnachten bedeutet das:

Wir dekorieren,

denn ich liebe meinen Glitzerkram und die Kinder scheinbar auch. So sehr ich den Winter hasse, so sehr liebe ich die bunten Lichter, Figuren und Girlanden. Die letzten Jahre habe ich quasi jeden freien Zentimeter zugestellt, weil ich es so wollte. Dieses Jahr wird es (für meine Verhältnisse) deutlich weniger. Immer, wenn ich gerade Lust habe, wird eine kleine Ecke aufgehübscht. Was bis Weihnachten nicht aus den Kisten schafft, bleibt auch dort.

Weihnachtsplätzchen

zählen zu des Mannes Leibspeise. Das trifft sich im Allgemeinen sehr gut, denn ich liebe das Backen. In diesem Jahr hatte ich einfach keine Lust, daher habe ich mich für ein paar schnelle Rezepte entschieden. Wenn dann noch Zeit und Lust bleibt, kann ich immernoch die aufwändigeren Sorten machen. Auf Wunsch der Kinder habe ich auch einen Ausstechteig vorbereitet, damit sie nach Herzenslaune damit Unsinn treiben können.

Und seien wir realistisch: Zwei- und Vierjährige stechen nicht ausdauernd tolle Figürchen aus. Ein paar Minuten haben den beiden ausgereicht, dann wurde es langweilig. Gut, dass es den Fernseher gibt. Vor den haben wir die Kids dann nämlich geparkt und in Ruhe den Rest des Teigs verarbeitet.

Zu Weihnachten gibt es keine Ente a la orange

und keine Knödel mehr. Was die Kids an einem Tag lieben, wird am nächsten Tag verschmäht, und lange am Tisch sitzen ist eh nicht drin. Warum soll ich mich da lange in die Küche stellen. In ein paar Jahren mag das vielleicht wieder anders aussehen. Nächste Woche aber gibt es bei uns Pastetchen mit Ragout fin aus der Dose. Geht super schnell, schmeckt sehr gut und kann man auch ein paar Tage hintereinander essen. Burger und Pommes wären auch nicht schlecht.

Die von mir geplanten Weihnachtspäckchen

schaffen es dieses Jahr nicht in die Post. Keine Zeit gehabt. Ein Einziges schicke ich auf den Weg, dieses liegt mir aber auch sehr am Herzen. Das Jahr ist lang genug, um den Menschen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Das Portogeld habe ich in warme Getränke für Straßenmusikanten & Co. investiert und auch unsere Nachbarn bekommen ein paar Kleinigkeiten. Ich liebe ja diese kleinen Überaschungen vor der Tür 🙂

Die Weihnachtsbesuche

sind für mich eher weniger entspannend (ganz arge Reiseübelkeit!!). Dieses Jahr fahren wir daher schon am 23. zu meinen Eltern, am 26. geht es zu Pascals Eltern. Je nach Stresslevel ohne mich. Ab dem nächsten Jahr will ich die Besuche noch weiter entzerren. Wer uns an den Feiertagen sehen möchte, ist herzlich eingeladen.

Und ansonsten: Nimm es, wie es kommt.

Die Advents-und Weihnachtszeit spaltet die Gemüter

Für die Einen beginnt mit dem Dezember die anstrengenste Zeit des Jahres. Alles soll perfekt sein: die Wohnung geputzt, der Baum wohlgeschmückt, die Plätzchen und das Weihnachtsessen vorzüglich und ausgefallen. Für jeden gibt es ein besonderes Geschenk, auch für Lehrer, Erzieher und Postboten. Manch einer mag das alles schaffen, die meisten rennen aber einem Ideal hinterher, das kaum zu erreichen ist. Ein Bilderbuchweihnachten. Denn in den Büchern, Filmen und im Internet – da sehen sie doch alle so glücklich aus.

Um das Glück zu spüren, braucht es keine Perfektion

Um die festliche Besinnlickeit, die Freude und den Frieden eingkehren zu lassen, braucht es keine Geschenke, katalogartige Wohnzimmer und auch nicht die 1000 Likes unter unseren Bildern. Was gut tut, ist Zeit.

Die letzten Wochen des Jahres – wir könnten sie einfach nutzen, um auf die Bremse zu treten. Sich auf das wesentliche zu besinnen. Für jeden von uns können das ganz unterschiedliche Dinge sein. Wir sollten uns nicht kirre machen lassen, von all den Bildern auf instagram, der superorganisierten Mama aus der Kita oder den eigenen Eltern, Tanten oder sonstigen Bekannten.

Ich habe mich entschieden, mich auf Weihnachten zu freuen

Schlechte Erfahrungen hin oder her. Denn was wäre das Leben ohne Vorfreude, ohne Feste und Feiern die uns aus unserem Alltagstrott holen. Wir müssen an Weihnachten nicht die Welt retten oder einen Wettbewerb bei „schöner wohnen“ gewinnen. Wir müssen niemandem beweisen, wie toll organisiert, selbstlos oder ökologisch wir sind.

Wir können es uns einfach gemütlich machen und das Jahr revuepassieren lassen. Wir können die Zeit mit unserer Familie und Freunden verbringen, Weihnachtsmusik hören und Plätzchen backen oder kaufen. Wir können ein tolles Festessen planen oder uns mit Kartoffelsalat und Würstchen auf den Boden setzen. Wir können entferntlebende Verwandte besuchen oder zuhause bleiben. Wir können den Advent zum Anlass nehmen, ein wenig zu spenden. Ich finde das nicht falsch oder verlogen.

Was spricht denn dagegen, sich von der Stimmung mitnehmen zu lassen und wieder ein bisschen mehr an das Miteinander zu denken?

Wenn wir in den letzen Wochen des Jahres innehalten, die Hektik unseres Lebens an uns vorbeiziehen lassen, stellen wir vielleicht sogar fest, wie gut es uns geht. Dann spüren wir große Dankbarkeit, dass wir gesund sind. Dass unsere Liebsten gesund sind und wie gesegnet wir sind, Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Ich sage euch: es gibt nichts Wichtigeres!

Um das zu wissen, sollte nicht erst etwas Schlimmes passieren

Man sollte nicht erst im Krankenhaus liegen, oder einen Unfall haben müssen. Man sollte nicht erst dann das Leben lieben lernen, wenn es zu spät ist. Im Alltag wird vieles als selbstverständlich angesehen. Ich nutze ab sofort den Advent, um mir dies in Erinnerung zu rufen. Manchmal mit viel Deko, manchmal mit wenig. Manchmal mit Festessen, manchmal mit Pizza. Manchmal mit Weihnachtsmusik und manchmal am liebsten ohne den ganzen Trubel. Jeder so, wie er mag.

Auch Anna kommt zu einem ähnlichen Schluss:

Ich weiß, es liegt bei mir. Ich muss das alles nicht so machen, nicht das mit der Krippe oder das mit dem Last-Minute-Heimlichkeits- und-Überraschungsbaum. Nicht das mit den Geschenken für die Lehrerinnen und auch nicht das mit dem Weihnachtsmarktbesuch oder den zig verschiedenen Plätzchensorten. Das alles sind meine Entscheidungen.

Aber vielleicht muss ich noch ein Jährchen älter werden, um einige dieser lieben Rituale und Gewohnheiten loszulassen oder anzupassen. Und bis dahin… übe ich mich mich in Geduld und Güte mir selbst gegenüber. Ganz ohne Sprengung des Internets oder dem kleinen Weihnachtstrotz unter der Decke.“

Die Woche vor Weihnachten hat Pascal Urlaub. Wisst ihr, was wir gemacht haben? Ausschlafen, zocken, Filme gucken und ab und zu ein bisschen Baumschmücken. Die Ruhe ohne die Kinder genießen, die sich in der Kita austoben dürfen. Ohne schlechtes Gewissen im Nacken (nagut, ein kleines bisschen 🙂 wir arbeiten daran 🙂 )

Die nächsten Tage möchte ich so entspannt wie möglich angehen, soweit das mit Kindern möglich ist.

Ich mache mir keine falschen Illusionen und keine übertriebenen Hoffnungen. Aber ich freue mich! Ich bin gespannt, wie die Kinder reagieren werden, wenn sie die Geschenke unter dem Baum sehen. Ich bin dankbar, dass meine Sorgen vergleichsweise klein sind.

In Gedanken bin ich aber auch bei einem Menschen, der alles dafür geben würde, sich über zu viele Gewinnspiele auf Instagram oder fehlende Geschenke aufregen zu müssen. Jemanden, für den dieses Weihnachten ein ganz besonders schönes und gleichzeitig ein ganz besonders trauriges sein wird.

Wir sind zusammen, wir sind gesund.

Ich bin dankbar. Jetzt ist Weihnachten.

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3 Gedanken zu „Nur noch schnell die Welt retten – Wie ich Weihnachten leben lernte“

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