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Kleinkindstillen - wir sind viele!

Kleinkindstillen – Wir sind viele! Teil 3: Laura

Ich dachte immer, 6 Monate wären das normale und drüber wäre ja seltsam. Warum? Keine Ahnung. Weil einem das irgendwie durch die Werbung suggeriert wird. Und niemand in meiner Familie hat gestillt, meine Mutter nicht, meine Tante nicht, meine Omas nicht, ich hatte also niemanden, der mich dahingehend aufgeklärt hat.

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Ein paar Worte über Dich

Hallo, ich heiße Laura und bin 29 Jahre alt. Ich habe ein Kind. Ich war vor meiner Schwangerschaft als Schulbegleitung tätig und bleibe noch bis zum 3. Geburtstag zu Hause. Wir leben bedürfnisorientiert, unser Kind schläft bei uns im Bett und wir stillen noch 😉

Hast Du dir vor der Geburt vorgenommen zu stillen?

Ja, ich wollte es unbedingt probieren, hörte aber immer wieder von Problemen und irgendwie war fest in meinem Kopf drin – 6 Monate, länger nicht 😉

Hattest Du schon einmal Probleme beim Stillen, z.B. einen Milchstau, Stillstreik o.ä.?

Wir hatten anfangs recht große Probleme, leider. Ich hatte immer furchtbares Stechen beim Andocken und war die ersten Wochen sehr verzweifelt. Immer wieder dachte ich „ Noch bis zum 3. Monat, dann steige ich auf Pre um“. Auf einmal ging es aber und wir waren ein eingespieltes Team. Das muss so um die 7. Lebenswoche gewesen sein. Milchstau gab es auch mal, konnte ich aber zum Glück schnell beheben.

Wie lange stillst Du?

28 Monate.

Hast Du erwartet oder geplant, so lange zu stillen?

Nein, nicht wirklich. Anfangs 6 Monate, dann dachte ich 12 Monate können es schon werden, dann sollte es aber wirklich mal essen. Dann war mein Kind 15 Monate alt und ich dachte plötzlich, ach egal, es wird schon irgendwann damit aufhören 😉

Warum stillt ihr „noch“?

Mein Kind braucht es einfach noch. Das merke ich daran, dass es beim Stillen zur Ruhe kommt und selig und zufrieden einschläft. Mich stört es noch nicht, obwohl ich schon dabei bin, es langsam ausschleichen zu lassen. Schlussendlich möchte ich aber mein Kind entscheiden lassen, wann es aufhören möchte.

Wie steht Dein Umfeld dazu? Dein/e Partner/in, Familie, Freunde?

Mein Partner hat mich von Anfang an unterstützt. Er hat mir anfangs geholfen, unser Kind richtig anzulegen und hat während ich gestillt habe, mit der Handpumpe abgepumpt, weil ich beides gleichzeitig nicht hinbekommen habe 😛 Er hat mir immer gut zugeredet, wenn ich aufhören wollte und auch jetzt steht er noch voll und ganz hinter uns und findet es gut, dass ich das so lange mache.

Meine Mutter findet das lange Stillen seltsam. Sie durfte damals nicht stillen und wir reden selten darüber, da es sonst nur zu Diskussionen führt.

Ansonsten habe ich das nie so herum posaunt. Solange wir noch tagsüber stillten, habe ich einfach überall gestillt, wo wir waren und habe das immer ganz selbstverständlich gemacht. Meine Gegenüber haben das eigentlich immer gut angenommen.

Hast Du Freundinnen, die auch lange stillen? Bzw. wie viele Langzeitstillende kennst Du?

Ich habe eine gute Freundin, die ihr Kind bald drei Jahre stillt. Ansonsten haben alle so mit 15-18 Monaten aufgehört. Eine Freundin stillte ihr Kind dreieinhalb Jahre.

Stillst Du in der Öffentlichkeit? Welche Erfahrungen hast Du dabei gemacht?

Wir haben 17 Monate in der Öffentlichkeit gestillt. Dann habe ich das Stillen aufs Einschlafen und das nächtliche Stillen beschränkt. Mein Kind schlief zu dem Zeitpunkt noch 2 Mal Tagsüber. Ich habe eigentlich keine Erfahrungen gemacht, würde ich sagen. Ich hab es einfach gemacht. Schräge Blicke habe ich nie bemerkt. Es hat mich auch nie jemand darauf angesprochen. Ich habe das Tagsüber stillen aber nicht beendet, weil es mir in der Öffentlichkeit unangenehm gewesen wäre, sondern da ich zu dem damaligen Zeitpunk einfach nicht mehr so viel Stillen wollte. Mein Kind wollte am liebsten dauernd an die Brust und zusätzlich waren die Nächte sehr bescheiden, deshalb reduzierte ich es.

Wie lange möchtest Du noch stillen?

Ich möchte endgültig aufhören, wenn mir mein Kind signalisiert, dass es bereit dazu ist. Momentan braucht es das Einschlafstillen noch zu sehr. Wir reden oft darüber, dass wir auch anders schlafen gehen können (kuscheln o.ä.), aber noch bevorzugt es das Stillen. Ich habe mir kein endgültiges Datum oder so überlegt. Um den 3. Geburtstag würde ich es gerne soweit haben, dass es auch mal wo anders schläft und nicht nur mit dem Stillen einschlafen kann. Dann könnte ich auch über den 3. Geburtstag hinaus weiter stillen, wenn mein Kind das möchte.

Beschreib mal, wie sieht so ein normaler Tag bei euch aus (stilltechnisch)?

Mittlerweile recht wenig. Nur noch mittags zum einschlafen, ca. 5- 15 Minuten. Abends dauert es oft bis zu 60 Minuten.

Was magst Du besonders am Stillen?

Anfangs war es das Gefühl, dass ich mein Kind durch mich ernähre, dass ich ihm damit so viel gutes mitgebe. Nun mag ich das Gefühl der Nähe und Zweisamkeit und dass mein Kind dadurch so schnell ruhig wird und sich entspannen kann (es ist ansonsten immer sehr aktiv).

Was gefällt Dir nicht, oder was wirst Du nach dem Abstillen nicht vermissen?

Was ich gar nicht mag, ist das Fummeln und Zwicken und Kneifen an der Brust. Das versuche ich gerade abzugewöhnen. Auch habe ich mich oft angebunden gefühlt, da mein Kind nur durch das Stillen einschläft.

Was möchtest Du jungen Stillmamas oder Schwangeren mit auf den Weg geben?

Dass sie einfach nur auf sich vertrauen sollen. Eine Freundin von mir bekam damals ein halbes Jahr vor mir ihr Kind und meinte „Leg es einfach an, die Mutter Natur hat das doch so gemacht. Das klappt schon, vertrau einfach drauf“. Und ich glaube, genau das ist wichtig. Und es wird hart werden anfangs, doch wenn man durch hält, kann man so viele schöne Momente mit dem Stillen haben und so viel Kraft daraus ziehen.

Mit welchen Vorurteilen hast Du zu kämpfen?

Das ich mein Kind durch das Stillen an mich binden würde und nicht los lassen könnte. Außerdem sei es längst zu alt, da es ja auch schon selbst gut isst.

Was denkst Du, woher kommen die Vorurteile dem Langzeitstillen gegenüber?

Es kommt meiner Meinung nach daher, dass man einfach nichts darüber hört, wenn man nicht selbst Mutter ist. Ich dachte immer, 6 Monate wären das normale und drüber wäre ja seltsam. Warum? Keine Ahnung. Weil einem das irgendwie durch die Werbung suggeriert wird. Und niemand in meiner Familie hat gestillt, meine Mutter nicht, meine Tante nicht, meine Omas nicht, ich hatte also niemanden, der mich dahingehend aufgeklärt hat.

Und so entstehen dann Vorurteile, dass das ja nicht normal wäre, wenn man so lange stillt (bei mir hauptsächlich eben von Leuten, die selbst nie gestillt haben und nicht mal wissen, wie es wirklich ist..)

Warum ist Stillen das Normalste der Welt?

Weil die Menschheit sonst ausgestorben wäre 😉

Was würdest Du dir von deinem Umfeld, von der Politik und oder der Gesellschaft wünschen?

Mehr Aufklärung. Auch schon in der Schule oder im Kindergarten. Werbung, genauso wie es sie für die Fläschchennahrung gibt.

Wie nennt ihr das Stillen? Sprechende Kinder haben ja die lustigsten Namen dafür 😊

Mein Kind nennt meine Brust „Mimi“. Wenn er trinken möchte, fragt es „Mimin?“

Wenn Dir noch etwas auf dem Herzen liegt:

Ich bin dankbar, dass ich so eine gute Hebamme hatte, die mich in der Anfangszeit sehr unterstütze. Ohne sie und ohne meinen Partner hätte ich vermutlich schnell zur Flasche gegriffen und hätte nie so lange gestillt, wie wir es jetzt tun.

Vielen Dank, liebe Laura!

Zu meinem Bericht geht es hier entlang

Hier könnt ihr Teil 2 Lesen

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