Hier geht es zu Leos Geburt Teil 1
Der Weg zur Klink wäre geschafft. Ein Glück dass ich nicht wusste, was mir noch bevorstehen würde: CTG vs. BauchgefühlSchxxx CTG
Ich hing da also am CTG und freundete mich mit dem Gedanken an, jetzt bald Mama zu werden. Eigentlich hätte ich um diese Uhrzeit im Hörsaal gegessen. Stattdessen veratmete ich die Wehen und wartete auf die Hebamme. Und wartete. Pascal nutze die Zeit, um mir zu beichten, dass wir leider keinen Kindersitz dabei hätten. Er müsse also nochmal kurz heim und ihn holen. Ich bekam eine leichte Krise. Zu seinem Glück kam die Hebamme herein und verhinderte Schlimmeres.
Zumindest was Pascal betraf. Sie schaute kurz aufs CTG und meinte dann: „Ach Frau Jahnz, da tut sich ja noch gar nichts. Und der Blasensprung ist ja auch schon 12 Stunden her. Ooh, ohh das könnte zu aufsteigenden INFEKTIOOOOONEN führen, Frau Jahnz! Ne, also da müssen wir jetzt wirklich einleiten!“
Bumm. Hallo? Also so ein kleines bisschen was über Geburt, Wehen und hohen Blasensprüngen wusste ich ja. (Geburtshilfeaffine Medizinstudentin und so). Und ich war mir ganz sicher, dass diese hefigen Schmerzen in meiner Körpermitte Wehen waren. Und dass man mit regelmäßiger Überwachung tatsächlich mehrere Tage mit angerissener Fruchtblase auf die Geburt „warten“ kann. Nur, wenn es einen selbst und hier ja die Gesundheit des Babys betrifft – tja, dann kann man schonmal ganz klein und unsicher werden. Direkt aufgeben wollte ich aber doch nicht. Also wies ich die Dame darauf hin, dass meine Wehen hauptsächlich im Rücken lokalisiert sind und dass das CTG dort nur sehr schlecht Wehen erfassen kann. Hebammen wissen sowas. Eigentlich. Dieses Exemplar jedoch blieb unerschütterlich. „Nein, Frau Jahnz, ganz sicher, Sie haben keine Wehen. Ich mach jetzt die Einleitung. Denken Sie an Ihr Baby. Sie wissen doch, die INFEKTIOOONEN!“
CTG vs. Bauchgefühl
Nun, es war meine erste Geburt und ich hatte ja im Grunde keine Ahnung, wie sich Wehen anfühlen. Pascal war mir auch keine große Hilfe. Der stand da nur ein bisschen hilflos im Raum, trat von einem Bein aufs andere und wusste nicht so recht, auf welche Seite er sich nun schlagen sollte. Team Erstgebärende oder Team Hebamme. Ich begann ja selber an mir zu zweifeln. Vielleicht war ich schmerztechnisch einfach zu empfindlich und sollte mich nicht so anstellen. Und wenn es um die Sicherheit der eigenen Kinder geht, lässt man alles mit sich machen. Mutterliebe, sag ich nur. Gibt nichts Stärkeres. Ich willigte also ein. Nicht, dass die gute Frau mir eine Wahl gelassen hätte…
Nach dem Cocktail
wurde ich auf mein Stationszimmer komplementiert, während Pascal den Staffelstab an meine Mama weiterreichte. Ihr wisst noch, der Kindersitz. Wo er dann schonmal zuhause war, hat er sich gleich noch eine leckere Pizza genehmigt. Das ist bis heute absolut nicht ok für mich. Ich weiß, Selbstfürsorge ist auch für die Männer wichtig bei der Geburt. Die sollen ja nach all den Stunden nicht umkippen vor Hunger oder Müdigkeit. Ganz wichtig. Genauso wie sich vor der gefährlichen Langeweile zu schützen. Hier kann ständiges aufs Handy schauen Abhilfe verschaffen.
Während sich der Mann also sein Essen schmecken ließ, zeigte die Einleitung bei mir ordentlich Wirkung. Vorher hatte ich zwischen den Nichtwehen noch deutliche Pausen. Mittlerweile war da einfach nur noch ein Dauerschmerz. Ich probierte mich durch sämtliche Positionen, bis ich auch das aufgeben musste. Half alles nichts und kostete Kraft. Als Pascal gesättigt und mit Kindersitz bewaffnet zu uns stieß, hing ich schon eine ganze Weile kniend vorm Bett. Den Oberkörper auf der Matratze abgelegt. Mehr ging nicht. Meine Mama sagte dann etwas sehr schlaues. „Pascal, die muss jetzt in den Kreißsaal.“ Alleine Laufen ging nicht, also griffen die zwei mir links und rechts unter die Arme und schleiften mich wie einen Schwerverletzen Richtung Kreißsaal. Gut, dass ich geistig längst abwesend war. So musste ich mich für meinen würdelosen Anblick nicht schämen.
Wie Leo das Licht der Welt erblickt und wie ich über all das heute denke, gibt es in Teil 3 zu lesen.