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Sturmwehen from hell! Leos Geburt Teil 3

  • Alexandra 
  • 7 min read

Wenn die Hebamme lieber dem CTG statt der werdenden Mama glaubt, provoziert mit der künstlichen Einleitung nur eines: Einen Sturmwehen from hell!

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Im Kreißsaal angekommen

flötete uns die Hebamme fröhlich entgegen: „Ach, es geht also doch schon los bei Ihnen. Ich hatte Sie eigentlich erst morgen erwartet“. Toll, dass wenigstens einer hier seinen Spaß hatte.  „Ich leg Ihnen gleich mal das CTG an. Mal sehen, was es jetzt sagt.“ 

Es sagte nicht viel. Ich ebenfalls, denn Sprechen war nicht mehr drin. Zu wenig Luft in den Lungen und zu viel Schmerz überall. Dabei hatte ich eine ganze Menge zu sagen. Aua, zum Beispiel. Und, Scheiß aufs CTG – ICH HABE WEHEN! Stattdessen legte ich so viel Protest wie möglich in mein Schweigen. „Ach wissen Sie, so eine Geburt kann schon mal dauern. Wenn was ist, rufen Sie einfach, ja?“ sprach sie und ließ uns wieder allein. Ja, ist klar. Ich rufe dann. 

Ich ließ mich vorsichtig auf einen Pezziball nieder und legte meinen Oberkörper wieder auf dem Bett ab. Pascal hielt mich von hinten fest, damit ich nicht einfach wie ein nasser Sack auf den Boden fiel. Wie lange ich so da hing, weiß ich nicht. Viel mitbekommen habe ich nicht mehr, aber es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Ab und zu kam jemand herein, um etwas aus dem Schrank zu holen. Ich habe das als sehr störend und unangenehm empfunden. Meine volle Konzentration – oder so viel davon noch übrig war – galt dem Atmen. Die dauerhaften Schmerzen hatten mir sämtliche Kraft geraubt, und ich hatte das Gefühl, gleich zu ersticken. Selbst heute, während ich dies schreibe, bleibt mir noch die Luft weg. Ich war mir sicher, gleich stirbst du. Und keiner merkt was.

Sturmwehen und keiner merkt’s

Also mobilisierte ich all meine Kraft und hauchte: Schmerzen. Mehr ging nicht. Aber es reichte. „Pascal, du musst mal jemanden holen. So geht das doch nicht hier. Sie braucht was gegen die Schmerzen!“ Jaaaa. Ja. Endlich tut einer mal was. Kurze Zeit später kam die Hebamme herein. Mit Buscopan. Ich hätte ihr den Infusionsbeutel am liebsten um die Ohren gehauen. Buscopan ist ein ganz leichtes Schmerzmittel und wirkt überwiegend entspannend. Für mich also in etwa so hilfreich, wie ein Pflaster bei einem abgehackten Arm. Pascal kennt sich da ja auch ein bisschen mit aus und meinte halbherzig: „Ja, Schatz, das hilft dir. “ Cheerleader wird der im Leben nicht.

Die Hebamme vertraute weiterhin lieber dem CTG als mir und verschwand wieder. Die muss gedacht haben, ich sei ein totaler Jammerlappen.

Zumindest half das Buscopan soweit, dass ich kurzzeitig allein auf dem Ball abhängen und Pascal seine Arme entlasten konnte. Ich nahm auch wieder meine Umgebung wahr. Aus dem Fenster konnte ich sehen, wie die Abendsonne die Bäume in ein rotes Licht tauchte. Es war also Nachmittag. Und ich hatte keinen Bock mehr. Zu meiner großen Empörung, fing Pascal dann auch noch an, herzhaft zu gähnen. Männer, oder sonstige Geburtsbegleiter, lasst euch Eines gesagt sein: Es ist ein absolutes Nogo zu gähnen oder andere Zeichen der Langeweile zu zeigen, wenn eure Frau in den Wehen liegt! Wenn ihr es gar nicht unterdrücken könnt, dann tut es wenigstens heimlich und lasst euch bloß nicht dabei erwischen. Ich halte ihm das noch heute vor. Jedes mal, wenn mir die Argumente ausgehen, packe ich das mit dem Gähnen wieder aus. Zieht immer.

Zurück zum Kreißsaal

Die Wirkung der Infusion ließ nach und ich driftete wieder ab in meinen Nebel. Die Schallköpfe des CTGs drückten mittlerweile sehr schmerzhaft und ich wollte dieses blöde Ding einfach nur loswerden. Es zeigte weiterhin stoisch Miniwehen an. Scheißteil. Scheiß Hebamme. Scheiß Kreißsaal und Scheiß Geburt!

Zum Glück ließ die nicht mehr lange auf sich warten. Plötzlich spürte ich neben dem Ganzköperschmerz den unglaublichen Drang zu Pressen. Und wie Leos Köpfchen durch mein Becken trat. Blöd nur, dass ich noch auf dem Pezziball saß. So kann er schlecht raus, dachte ich. Ja, auch ich habe manchmal lichte Momente. Nochmal tief Luft holen. „Köpfchen kommt gleich.“

Hilfe, das Kind kommt!

Blöde Blicke. Der Mann rennt los. Kommt mit der Hebamme wieder. Die glaubt mir noch immer nicht, will aber zumindest kurz den Muttermund angucken. Pascal hebt mich hoch und lässt mich aufs Bett plumpsen legt mich vorsichtig aufs Bett. Im Liegen sind die Schmerzen unerträglich und ich möchte der Hebamme am liebsten ins Gesicht treten. Mach ich aber nicht. Stattdessen fange ich an zu brüllen, wie eine Kuh, die abgestochen wird. Jetzt guckt auch die Hebamme blöd. Oh, da sei ja das Köpfchen zu sehen. Ach, das käme aber jetzt überraschend. Schnell die Fruchtblase öffnen, die ist unten noch zu. War ja nur ein kleiner Riss weiter oben, gestern Abend. Weil das Köpfchen schon so weit unten ist und alles abdichtet, kommt fast kein Fruchtwasser raus. Das kam erst später. *Grins*

Ich kämpfe mich auf alle Viere und bekomme die Erlaubnis zu pressen. Als ob ich die noch gebraucht hätte. Plötzlich habe ich wieder sowas wie Pausen zwischen den Wehen und kann richtig Luft holen. Ich sterbe also doch nicht. Ich bekomme auch wieder mit, was um mich herum gesagt wird. Hätte ich aber lieber nicht. Die Hebamme und meine Mama schienen einen Wettbewerb im Anfeuern auszutragen. In einer Tour riefen die beiden:

JETZT PRESSEN JETZT PRESSEN GLEICH GESCHAFFT! Ich weiß nicht, wer lauter war. Ich oder die. 

Naja, jedenfalls hab ich eh nicht auf sie gehört. Ich habe in Pascals Augen gesehen und dann mitgeschoben, wenn mein Körper es mir sagte. Wehe für Wehe. Man kann sich nicht vorstellen, was für eine Urgewalt das ist. Das muss man erst erlebt haben. Es heißt ja, man würde den Schmerz der Geburt vergessen. Ich habe das nicht. Ich kann es noch heute spüren, wenn ich daran denke.

Und dann war es soweit. Köpfchen geboren, noch eine letze Wehe, Körper geboren und mit ihm Wuuuuusch! ein riesen Schwall Fruchtwasser. Hat Pascal nur knapp verfehlt. Schwein gehabt, mein Schatz. 

Hi meine Maus. 

Nach den Sturmwehen
Nach den Sturmwehen: Kuscheln hilft!

 

Bonding
Sturmwehen vergessen, ran ans Essen

 

 

Intuitives Stillen
Sturmwehen ade: Hallo Kolostrum
Bonding mit Papa
Nach den Sturmwehen: Kuscheln mit Papa

 

Das CTG hat’s übrigens durchgezogen. Hat selbst während der Presswehen nur minimal ausgeschlagen. Respekt vor so viel Konsequenz. Scheißteil ey.

Weil das Niederschreiben doch sehr aufwühlend ist und gleich die Kinder von der Geburtstagsfeier heim kommen, gibt es den Rest im vierten Teil zu lesen. Die Geschichte geht nämlich noch weiter. 

 

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