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Tage wie diese – Unser unfallträchtiges Wochenende in Bildern 19./20. Januar

 

 SAMSTAG

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Ich bin eigentlich der Typ Mensch, der lieber alles im Voraus weiß, um sich emotional darauf vorbereiten zu können. Ich hasse Überraschungen und springe schon jedes Mal vor Schreck gegen die Decke, wenn der Mann unangekündigt früher nach Hause kommt. An Tagen wie diesen bin ich dann aber doch froh, nicht in die Zukunft blicken zu können.

So starten wir in aller Ruhe ins Wochenende. Die Kids haben den neuen Drehteller zu ihrem Lieblingsspielzeug auserkoren und wir haben alle Mühe, die Marmelade vor einem schnellen Ende an der Küchenwand zu bewahren. Gut eingepackt geht es nach dem Frühstück zum Wochenendeinkauf. Die Kälte hat seit einigen Tagen auch das Rheinland erreicht. Den Schnee hat sie aber vergessen. Naja, ist vielleicht auch besser so, sonst würde hier in Köln gleich wieder ein heilloses Verkehrschaos ausbrechen. Wir selbst erledigen zwar alles zu Fuß, so einen Kinderwagen durch den Schnee zu schieben ist aber auch nicht so prickelnd. Ich bin ja sehr für einen baldigen Frühlingseintritt.

Mittags kuscheln wir uns zusammen, stillen und lesen Bücher. Besonders beliebt ist gerade Mama Muh räumt auf.* Ich muss ja schon ein wenig schmunzeln, nachdem sich halb Instagram mit dem Kondofieber* infizert zu haben scheint und wieder voll auf den Selbstoptimierungszug aufgesprungen ist. Ich fühle mich mit meinen Bücherstapeln um mich herum jedenfalls sehr wohl und erzähle den Kids ganz enstpannt, wie die Krähe dem Schmutz mit weißer Farbe und einem Lüfter zu Leibe rückt. Besonders gut gefällt mir aber das Fazit: Wir (die Kühe) lieben uns genau so, wie wir sind! Nimm das, Frau Kondo!!

Zum Kaffe bereite ich eine Mandarinenquarkspeise vor, die Leo sich seit Tagen wünscht. Leider kommen wir aber nicht in den Genuss, denn der Große rennt mit Vollkaracho gegen den Schuhschrank. Der kleine Mann lässt sich kaum beruhigen und ein Zeh sieht tatsächlich ein wenig seltsam aus. Pascal und ich beraten uns über das Geschrei hinweg. Am Ende siegt die merkwürdige Optik des Fußanhängsels und wir entscheiden uns für einen Besuch in der Notaufnahme. Zum Glück liegt die ja nur 15 Minuten Fußweg entfernt. Obwohl Leo sonst keine Angst vor Ärzten, dem Krankenhaus oder dem RTW hat, ist ihm die Aussicht darauf heute nicht geheuer. Er schreit noch lauter und es dauert eine ganze Weile, bis wir in angezogen haben. Wenigstens habe ich schon genug “ was brauchen wir alles fürs Krankenhaus Erfahrung“, schalte um auf Autopilot und entlasse meine Männer mit allem Nötigen in die Kälte.

Ella und ich lenken uns mit einem weiteren Schwung Bücher und ein paar Gummibärchen ab. Ich bin sogar ein wenig stolz, wie ruhig ich geblieben bin. Der Mann schickt ab und an Updates aus dem Krankenhaus. Nach einer Stunde schalte ich für Ella den Fernseher an und kümmere mich um die Wäsche und das Abendessen. Das lenkt ab und mir ist wichtig, Leo einen möglichst schönen Empfang zu bereiten. Kurz bevor die zwei ankommen, steht das Wunschessen auf dem Tisch, ebenso warmer Kakao und der sehnlichst erwartete Nachtisch. Tatsächlich hatte sich Leo schon auf dem Hinweg zur Klinik wieder beruhigt. Seine größte Sorge war die Quarkspeise. Pascal musste ihm immer wieder versichern, dass die Schüssel erst angetastet wird, wenn wir wieder alle zusammen sind. In der Küche stellen wir fest: dem Kind geht’s gut! Zeh und Appetit sind ungebrochen 🙂

Erst als alles abgeräumt und sauber gemacht ist und Pascal die Kinder ins Bett bringt, überkommen mich meine Mamagefühle und ich lasse mich kurz in den Sessel plumpsen. Über einen gebrochenen Zeh hätte ich mich vermutlich gar nicht so aufgeregt. Es gibt wirklich schlimmeres. Aber mein Kind so aufgelöst und verängstigt zu sehen, hat mich hart getroffen. Das wird sich auch nie ändern. Daran gewöhnt man sich nicht. Zumindest aber habe ich mittlerweile gelernt, in der akuten Situation nicht den Kopf zu verlieren und den Kindern Sicherheit zu vermitteln. Und ich habe heute wieder gespürt: Pascal und ich sind ein gutes Team. Auch in Scheißsituationen. Ein gutes Gefühl!

SONNTAG

Leo ist von dem gestrigen Schreck nichts anzumerken. Im Nachhinein fand er den Kurztrip zur Notaufnahme doch recht cool. Pascal wurde übrigens direkt gefragt, ob er mal schnell helfen könne. Man habe da so ein Problem – aber nein, er sei ja in zivil hier und zuhause warte der Rest der Familie. Stimmt. Der besagte Rest wäre auch ziemlich angepisst gewesen. Frei ist frei!

So oder so, wir genießen heute ganz bewusst das Beisammensein und bleiben lange am Frühstückstisch sitzen. Oder darunter. Während Ella ihren nächsten Schabernack ausheckt, lässt sich Leo ein Käse-Marmeladenbrötchen nach dem nächsten schmecken.

Am Nachmittag wollen wir trotz der eisigen Temperaturen raus. Ein paar 100 Meter entfernt ist ein öffentlicher Innenhof, der sich zum Ballspielen und Radfahren anbietet. Nach ein paar Runden auf gerader Ebene kommen die Männer auf die Idee, den kleinen Hügel herunterzusausen. Vorletzte Woche hatte ich ja schon erzählt, wieviel Freude Leo dabei hat. Heute wartet unten allerdings kein Gras. Fünf, sechs Mal braust Leo die Einfahrt herunter. Und dann passiert es. Bevor Ella und ich ihm aus dem Weg gehen können, fährt der kleine Mann einfach los, bekommt vor Schreck die Kurve nicht und macht sehr eindrückliche Bekannschaft mit einem Bauzaun. Gesicht voraus. Innerlich kotze ich vor Angst in die Ecke. In Wirklichkeit nehme ich meinen Sohn in die Arme und renne heim. Pascal mit Ella und dem Laufrad direkt hinter uns. Leo blutet uns beide voll und schreit. Kind rein, Blut abwischen, Gesicht anschauen. Alle Zähne sind noch drin, und das Blut kommt ausschließlich aus der Lippe. Schwein gehabt, mal wieder. Helm sei Dank. Dicke Winterkleidung sei Dank. Es bleiben eine sehr dicke Lippe und ein paar Schürfwunden.

Mittlerweile kann er auch schon wieder Eis essen. Trotzdem, ich mache mir Vorwürfe. Wir als Eltern tragen die Verantwortung. Vielleicht hätten wir ihn nicht da runterfahren lassen dürfen. Mir war von Anfang an nicht wohl dabei. Allerdings habe ich vor vielen Dingen zu große Angst und bemühe mich ständig, diese Einstellung nicht auf die Kinder zu übertragen. Ich will meinen Kindern beibringen, dass sie auf sich vertrauen können. Das fängt damit an, dass ich ihnen Vertrauen schenke. Und dass ich lerne, loszulassen. Wir alle müssen unsere Erfahrungen machen, um zu lernen. Manchmal gehört auch der Schmerz dazu, ob körperlich oder seelisch. Auch, wenn wir am liebsten jeden Schmerz der Welt auf uns nehmen würden, nur um unsere Kinder davor zu bewahren – wir können es nicht. Aber wir können da sein, zuhören, Trost spenden und Mut machen.

Ich habe mich heute mal ganz unauthentisch zum Heulen in ein anderes Zimmer begeben. Dass wir uns alle erschreckt haben, soll und darf er wissen. Wieviel Angst ich aber hatte, das sollte er nicht sehen. Heute nicht. Vielleicht erzähle ich ihm das, wenn er selbst einmal Kinder hat. Heute sage ich nur: Hinfallen passiert. Man erschreckt sich, man tut sich weh. Aber Schmerz und Schreck lassen schnell wieder nach und beim nächsten Mal kannst du es schon ein bisschen besser. Denn Übung macht den Meister.

In diesem Sinne: Kommt gut und sicher in die nächste Woche. Was immer auch bei euch ansteht: Ihr schafft das! Und wenn nicht, dann steht wieder auf und seid dankbar für die, die euch dabei helfen.

 

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