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Kinder an die Macht – Wochenende in Bildern 9./10. März

SAMSTAG

Die Karnevalstage haben wir gut überstanden. Ganz unerwartet packt mich am Aschermittwoch kurz die Wehmut, obwohl ich in diesem Jahr eigentlich nicht wirklich in Feierlaune war. Dieses „Oh, jetzt ist es schon vorbei“ Gefühl habe ich schon seit meiner Kindheit. Nach jedem Feiertag oder Fest kommt es wie ein Boomerang zurück zu mir. Kennt ihr das?

Nunja, gestern hatte Pascal endlich sein CT in der Klinik

(nach einigen organisationsbedingten Schwierigkeiten, die noch spontan auftraten.) Leider fühlte sich danach keiner dafür zuständig, ihm die Ergebnisse mitzuteilen. Dafür müsse er sich einen Neurologen suchen! Was machen Leute, die nicht im Krankenhaus arbeiten und selbst im System die Aufnahmen abrufen können? Die gehen nach Hause, mit der gleichen Angst und Ungewissheit, mit der sie ins Krankenhaus gegangen sind und müssen sich ernsthaft einen Termin bei einem anderen Arzt machen, vermutlich einige Wochen warten und hoffen, dass der die Befunde überhaupt zugeschickt bekommt. Entweder man ist privat versichert bzw. hat Vitamin B oder man ist am Arsch! Wir müssen zum Glück nur bis Montag warten, dann kann Pascal auf seine Akte zugreifen und rüber in die Neuro huschen.

Unsere Laune lassen wir uns davon aber nur kurz verderben. Die Kinder bekommen zum Glück nichts mit. Zum Frühstück gibt es heute herzhafte Croissants (Leos Wunsch). Beim Zubereiten wird natürlich ausgiebig von allem probiert. Es bleibt sogar ein kleiner Wurstrest zum Belegen übrig.

Während die Croissants im Ofen saunieren, gehen Leo und ich einkaufen.

Heute darf ich die Blumen auswählen. Welch ein Privileg. Auf dem Hinweg kommen wir an einem Obdachlosen vorbei, dem wir schon öfter Getränke oder etwas zu Essen vorbeigebracht haben. Da sagt Leo plötzlich:

„Mama, der arme Mann hat kein Zuhause oder?“

„Nein, ich glaube nicht. Es gibt aber ein paar Häuser, in denen man wenigstens schlafen kann, wenn man kein Zuhause hat.“

„Aber Mama, wir könnten den doch bei uns wohnen lassen. Wir haben ja auch noch ganz viele Süßigkeiten von Karneval. Und wir könnten zusammen Eisenbahn spielen.“

Tja, was soll man da antworten, ohne dem Kind direkt mal den Glauben an das Gute zu nehmen? Die meisten Kinder denken und handeln so und ich muss lange darüber nachdenken, wie die Welt wohl aussähe, wenn wir Erwachsenen uns diese Einstellung bewahren könnten. Den restlichen Tag habe ich einen gewissen Song von Grönemeyer im Ohr.

Meine Antwort war übrigens:

„Hm, du spielst gerne Eisenbahn oder?“ Total blöd aber in dem Moment fiel mir einfach nichts besseres ein, denn ich war zu beschäftigt damit, das reflexartig aufpoppende „Nein, das geht doch nicht!“ zu unterdrücken. Ich werde wohl in den nächsten Tagen nochmal das Gespräch mit ihm suchen. Wie macht ihr das mit euren Kindern?

Zuhause ist das Frühstück schon angerichtet, wir ergänzen es noch mit frischen Brötchen. Ella möchte heute lieber auf ihrem Kinderstuhl essen. Spricht nichts dagegen, finde ich. Danach hüpfe ich unter die Dusche, während der Mann vor sich hin werkelt. Die Kids sind unbeobachtet und irgendwann höre ich neben dem Wasserrauschen leises Kichern und Getuschel.

„Ich kann euch hören, meine Mäuse! Was macht ihr da?“

„Mama, machen wir GAHANIX!“ flötet Ella ganz unschuldig. Und zur Sicherheit brüllt sie auch gen Wohnzimmer: „Papa, machen wir GAHANIX!“

Danach ist es auch schon Zeit für den Mittagsschlaf. Die Kids schwören! nicht müde zu sein. Zehn Minuten später ertönt dreifaches Schnarchen aus dem Schlafzimmer. Ich nutze die Zeit um zu arbeiten und mir anschließend höchstaktuelle Lektüre zu Gemüte zu führen. 2017 lässt grüßen!

Nachmittags werden Spiele und Puzzles ausgepackt. Leo macht Fotos mit einem alten Handy, dass eigentlich nur noch die Kamerafunktion drauf hat. Als er stolz seine Werke präsentiert, stelle ich fest, dass er mich vor kurzem beim Sport gefilmt hat. Naja, ich sollte mich nicht beschweren. Ab und an meckere ich nämlich herum, dass wir in 40 Jahren garnicht mehr wissen, wie ich mal ausgesehen habe, weil nie jemand mal Fotos von mir macht. In 98% der Fälle stehe ich nämlich hinter der Linse.

Zum Abendessen gibt es Reste: Bolognese und Pizzabrot. Ella bevorzugt wieder ihren Kinderstuhl. Mal sehen, wie lange sie das noch so durchzieht.

So richtig sattgegessen hat sie sich scheinbar nicht (Überraschung, haha). Als wir die Kids ins Bett gebracht haben und wir Eltern es uns mit unserer Portion Nudeln gemütlich machen wollen, kommt die Maus zu uns ins Wohnzimmer geschlichen und hilft mir beim Aufessen. So zuvorkommend, dieses Kind!

SONNTAG

Wie gestern schon stürmt und regnet es heute munter weiter. Mittlerweile wird bei uns sogar davor gewarnt, nach draußen zu gehen. Dann sorge ich halt für ein wenig Nervenkitzel in unseren vier Wänden und klettere für ein schönes Frühstücksfoto auf einen Stuhl. Möglicherweise habe ich dabei auch ein bisschen herumgehampelt und die Kids amüsiert. Die lassen sich danach ihr Wurst-Marmeladenbrot schmecken. Das essen tatsächlich beide gerne…

Ich mache meine Runde Sport (ohne Leorazzi), dusche und sauge einen gefühlten Spielplatz voll Sand vom Boden. Danach beschließen Pascal und ich, dass es nun wirklich Zeit ist, Ellas Haare zu waschen. Sie mag das überhaupt nicht. Um ihr nicht auch noch den Spaß am Baden zu nehmen, haben wir vor einiger Zeit das Haarewaschen vom Baden abgekoppelt. Am besten klappt das als 15 Sekunden-Aktion über dem Spülbecken. Erwartungsgemäß ist das Geschrei groß, als wir Ella in unseren Plan einweihen. Nochmal aufschieben kommt aber wirklich nicht mehr in Frage, das haben wir bereits die letzen zwei Monate gemacht. Sie einfach festzuhalten fällt für mich allerdings definitiv in die Kategorie Missbrauch der Machtposition (Hallo, Grönemeyer-Ohrwurm) und bestätigt sie bestenfalls darin, das Waschen zu hassen. Vom Vertrauensverlust mal ganz abgesehen.

Sie darf also erstmal ihre Babypuppe, danach Pascals Kopf einschäumen.

Ich will ehrlich sein: danach will sie trotzdem nicht an der Reihe sein und uns gehen die Ideen aus. Mit Püppchen im Arm und in Wiegehaltung schaffen wir zumindest 5 Sekunden mit „nur“ leichten Unmutsbekundungen. Anschließend sind wir alle ein bisschen erleichtert und Ella ist uns zum Glück kein bisschen böse. Trotzdem – es gibt halt nicht immer DIE Lösung. Manchmal ist der beste Weg eben der, der für alle beteiligten am wenigsten doof ist. Bis ich den finde, braucht es leider oft sehr lange und ich bin zum Schluss fix und fertig.

Weil die Kids den Mittagsschlaf ausfallen lassen, dürfen sie eine halbe Stunde JoNaLu gucken. Pascal schleicht sich heimlich in den Keller, um ein wenig zu werkeln und ich schreibe dies hier. Oder versuche es zumindest. Nach ein paar Minuten liegen zwei Kinder auf mir. Ella schläft kurz darauf beim Stillen ein und die Männer spielen Polizeihund.

Leo ist übrigens der Hund und Pascal darf Polizist sein…

Am Nachmittag gibt es Pudding, den Ella und ich zusammen gekocht haben. Die Kinder schlagen sich die Bäuche voll und ich vermute mal, dass sie nachher beim Abendessen nicht mehr allzu viel Appetit haben werden. Nach dem Wäscheberg bezwingen habe ich sowieso keine große Lust, lange Kartoffel zu schälen. Daher gibt es statt Ofenkartoffeln nun KaPü aus der Tüte, Würstchen und Blumenkohl. Bis dahin wurschteln wir noch ein wenig vor uns hin und sind froh, wenn das Angio CT morgen ohne Befund ist. Es geht doch nichts über den stinknormalen Alltag. Der darf morgen gerne hier einkehren.

Kommt gut und gesund in die neue Woche!

Hier geht es zum WiB von Große Köpfe

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