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Rufmord

Rufmord und Cybermobbing

Das Internet ist oft Segen und Fluch zugleich. Es ermöglicht Kontakt und Nähe, egal wie groß die räumliche Trennung auch sein mag. Ich schätze diese Möglichkeit und den Austausch mit euch Lesern und Stillmamas sehr! Doch wo viele Personen zusammenfinden, gibt es weiße und schwarze Schafe – und erschreckend viele Wölfe im Schafspelz. So einem Wolf begengete ich kürzlich und ich wurde Opfer – von Rufmord!

Zusammen ist man weniger Allein

Lange Zeit habe ich mich weitesgehend ferngehalten von dieser virtuellen Welt. Mein Konten waren privat und ich habe nur mit engen Freunden und der Familie Einblicke in mein Leben gewährt. Auch als ich Mama wurde waren Pascal und ich und einig: Keine Bilder, keine Geschichten über die Kinder im Internet. Doch als junge Familie ist man oft sehr einsam. Besonders wenn im Freundeskreis alle noch mit der Karriere beschäftigt sind, die Familie eher weit weg oder die Beziehung zu ihnen eher mäßig ist.

So ging es auch mir. Vor allem nach Ellas Geburt. Anders als Leo war und ist sie ein Kind mit sehr starken Gefühlen und vielen Bedürnissen – die sie lauthals in die Welt hinausschrie. Sie in den Hörsaal mitzunehmen, oder sonstwo hin war mir unmöglich. Und ich hatte ohnehin keine Kraft für irgendetwas. So saß ich also allein zuhause, dauerkuschelnd und gleichzeitig unterfordert und überfordert. Doch eine Tür zur Außenwelt war noch immer da, und sie war Rettung in höchster Not: das Internet. Ich entdeckte das virtuelle Dorf der Elternblogs, Facebookgruppen für Stillende und Mamas von High Need Kindern. Und plötzlich war ich nicht mehr allein!

Die Kehrtwende

Das Internet ist mehr als Nullen und Einsen, mehr als nur W-Lan und potentielle Gefahren. Der Kontakt zu Menschen, denen es genauso erging wie mir, die mir mit Rat und Verständnis zur Seite standen, hat mir unglaublich viel gegeben. Mut und Kraft, Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl. Und genau dieses Gefühl wollte und will ich nun zurückgeben. Unter anderem kam ich zu der Erkenntnis: Kinderbilder im Netz – wie vorbildlich! Dieser Blog wurde geboren und ich öffnete euch allen die virtuelle Tür in mein Leben, in meine Gedanken und unser Chaos.

Langzeitstillen - untermdreckistssauber.de
Rufmord und Cybermobbing

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Dies habe ich mir auf die Fahne geschrieben und ich halte sie täglich hoch. Mir war von Anfang an bewusst, dass es nicht immer rosig ist in diesem Internet. Wer sich offen zeigt, der macht sich auch angreifbar. Wer viele Menschen bewegt und erreicht, der zieht eben auch solche an, die anderer Meinung sind. Schön, wenn man sich dann konstruktiv austauschen kann.

Absolut beschissen und unter aller Sau, wenn Respekt und Höflichkeit beim Gebrauch des Endgeräts verloren gehen.

Rufmord – Kritik ist willkommen, Lügen nicht!

Rufmord ist eine Straftat.

Diese Tatsache ist scheinbar für viele neu. Oder sie hoffen einfach, nicht gefunden zu werden. Oder dass sich das Opfer nicht wehrt. Weit gefehlt, kann ich da nur sagen!

Versteht mich nicht falsch. Sachliche Kritik oder andere Ansichten sind mir sehr willkommen. Sie tragen zu dem bei, was mir so wichtig ist: Verständigung und Miteinander. Nicht Gegeneinander. Agree to disagree wie es so schön heißt. Seit ich blogge und berate, bekomme ich immer wieder nunja seltsame Anfragen, nonchalante Nachrichten und recht unverschämte Forderungen. Sehr oft nehme ich mir auch dafür Zeit, beantworte und erkläre. Unterstelle höchstens Neugier und keine bösen Absichten. Doch in der letzen Zeit wurden gleich mehrfach Grenzen überschritten. Menschliche Grenzen und rechtliche Grenzen. Meine Grenzen.

Das Internet ist kein straffreier Raum

Mittlerweile geht ja wirklich viel auf meine Kuhhaut. Und ich hasse vorschnelle Urteile. Vielmehr ist eine meiner wichtigsten (und hart erkämpften) Eigenschaften, immer erst vom Guten auszugehen. Das Handeln von Menschen zu hinterfragen. Für so ziemlich alles gibt es einen Grund, einen Auslöser. Manchmal ist er offensichtlich, manchmal liegt er eher tief und verborgen. Oft wissen die Menschen selbst nicht, was sie gerade leitet. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Und Ausnahmen lassen meine Feinfühligkeit in den Hintergrund rücken. Wer mich angreift, hat kein leichtes Spiel.

Rufmord
Rufmord – Das Internet ist kein straffreier Raum

Vor allem, wenn er bewusst Lügen über mich verbreitet, mich diffamieren und diskreditieren will. Wenn er sogar Andere dazu anstiftet, diese Lügen über mich zu verbreiten. Wenn er Rufmord begeht. Denn das ist mehr als nur ein schlechter Scherz. Das hat Konsequenzen – für beide Seiten. Rufmord ist eine Straftat und das Internet kein straffreier Raum. Wer sich so verhält, wird angezeigt und geht je nach Ausmaß für bis zu 5 Jahre hinter Gitter. So sieht es aus. Und so habe ich es gemacht. Leichtgefallen ist es mir aber bei weitem nicht!

Rufmord und Cybermobbing

Über Opfer…

Klingt dramatsich. Ist es aber auch! Ich mag jetzt wo es vorbei ist reflektiert und abgeklärt klingen. Doch als ich von den Lügen und den falschen Behauptungen hören musste, wurde mir zu allererst kotzübel. Ich habe zitternd an der Lidlkasse gestanden und ungläubig auf mein Handy gestarrt. Völlig irre diese Anschuldigungen. Völlig egal, dass sie erstunken und erlogen waren. Ich fühlte mich dreckig und auf verdrehte Weise schuldig. Ich schämte mich. Was sollen bloß die anderen von mir denken?

Die Zeit zog an mir vorüber und ich war wie erstarrt. Ich versuchte verzweifelt zu verstehen, was da vor sich ging. Alles um mich herum blieb liegen. Ich schnauzte die Kinder an. Ich war nicht ich selbst. Ich war ein Opfer und ich fühlte mich so. Ich kann euch nur sagen: es war scheiße! Diese Hilflosigkeit. Die Kälte im Magen. Die Enge um die Brust. Und dann: die Wut! Woher kommen diese Behauptungen und dann gleich von mehreren Personen? Wer macht so etwas? Warum werde ich Opfer von Verleumdung und Rufmord?

…Rückendeckung…

Zu meinem Glück war ich nicht allein. Auch wenn es sich zu Beginn so anfühlte. Hinter mich reihten sich ganz wunderbare Frauen. Sie fingen mich auf, sie waren da. Virtuell, dem Internet seid Dank! Durch sie und meinen zurückkehreden Verstand wuchs die Wut und die Kraft. Und ich konnte die Kontrolle zurückgewinnen. Ein gutes Gefühl.

…und Täter

Ich konnte mit einer der Personen Kontakt herstellen. Sie zur Rede stellen. Und traf dabei auf Unwissenheit. Schiere Unwissenheit. Es war ihr nicht bewusst, dass sie nicht nur mal eben eine sagen wir mal „phantasiereiche Behauptung“ aufgestellt hat. Ihr war nicht klar, was sie da tat. Welche Reichweite das hatte, welche Folgen. Potentiell für mich und auf jeden Fall für sie. Ich musste sehr deutlich werden (und ich werde wirklich sehr ungern so deutlich). Mehrfach. Selbst als ich sie über die Anzeige informierte (geht übringens mittlerweile online, falls ihr mal in das Vergnügen kommt), dachte sie es sei ein Bluff. Oder gar eine Drohung.

Fakt ist: wer Rufmord begeht, macht sich strafbar. Und das nicht zu knapp. Es hat gedauert, doch schlussendlich sickerte die Erkenntnis doch noch durch. Und dann kam sie, die Beichte. Und die Entschuldigung. Alles Lüge. Es ging gar nicht wirklich um mich. Es hätte so ziemlich jeden treffen können. Nur hatte es mich getroffen. Ich war Zielscheibe für Wut und Aggressionen geworden. Rachegelüste die sich eigentlich auf eine ganz andere Person bezogen, doch an mir ausgelebt wurden. Man kann dieses Verhalten nennen wie man will. Aber kleinreden lässt sich es sich nicht. Doch Verzeihen, das konnte ich. Das habe ich.

Nicht vergessen, aber vergeben

Ich habe der Dame wirklich viel Verständnis entgegengebracht. Ich war respektvoll, doch auch ganz klar: Du hast mir geschadet. Du hättest mir noch viel mehr schaden können! Ich möchte wissen, warum. Ich verlange eine Entschuldigung. Ganz ehrlich, leicht war diese Unterhaltung nicht. Mit manchen Menschen kommt man einfach nicht auf einen grünen Zweig. So sehr man es auch versucht. So ist die Realität. Ich habe nicht erwartet, dass diese Frau, diese Täterin aus ihrer Haut kann. Ihre Umgangsformen plötzlich ändert. Sie haben ihren Ursprung in ihrer Vergangenheit. Da mische ich mich nicht ein, ich kann nicht jeden retten. Und nicht jeder will gerettet werden.

Ich habe alle Beweise gesichert. Ich habe alle wichtigen Personen informiert. Sie sind wachsam, sie werden mir sofort Bescheid geben und weiteres Beweismaterial zukommen lassen, falls es dazu kommen sollte. Ich habe die Kontrolle. Und ich habe ihr Vergeben. Weil es mir guttut. Weil ich dann damit abschließen und daran wachsen kann. Ich bin nicht schwach, ich bin nicht allein.

Rufmord: Lessons learned

  1. Rufmord und Verleumdung ist strafbar. Darauf stehen Geldstrafen und bis zu 5 Jahre Haft.
  2. Täter wissen oft nicht was sie tun. Unwissenheit ist gefährlich
  3. Dummheit/Dreistigkeit anderer Leute kann man nicht vorbeugen. Weder online, noch offline.
  4. Opfer von Mobbing oder Rufmord werden ist scheiße! Man empfindet Scham und Schuld. Aller Unschuld zum Trotz.
  5. Nicht verstecken!!, sondern aktiv werden. Die Kontrolle zurückerlangen. Anzeige erstatten.
  6. Verzeihen. Aber nicht vergessen.
Rufmord
Rufmord – Das Internet ist keine Einbahnstraße

Das Internet ist keine Einbahnstraße

Es kann ein guter Ort sein. Ein bestärkender Ort. Und je mehr Menschen sich offen und respektvoll zeigen und miteinander verbinden, desto schöner wird diese virtuelle doch reale Welt. Das Internet ist das, was wir daraus machen. Ich ziehe mich nicht zurück. Ich bleibe, ich teile und ich mache mich weiter stark. Für euch und für mich. Denn es kommt so viel Schönes zurück! Dafür lohnt sich die Mühe und der Zeitaufwand. Schämt euch nicht, wenn ihr Opfer werdet. Seid laut, brüllt zurück. Macht euch stark und holt euch Hilfe. Irgendwann seid ihr dann die Helfenden. Denn das geht ganz leicht, hier im Internet!

Zum Weiterlesen: Patricia aka das nuf hat sich auch sehr ausführlich und mit vielen wichtigen Denkanstößen und Handlungsempfehlungen mit dem Thema Cybermobbing beschäftigt.

Das Internet ist ein guter Ort!

Garten
Das Internet ist ein guter Ort!

2 Gedanken zu „Rufmord und Cybermobbing“

  1. Ich bin fassungslos! Fassungslos darüber, was sich manche Menschen im virtuellen Raum erlauben. Und gleichzeitig erstaunt wie naiv oder – bitte entschuldige – dumm manche Menschen sind. Zu glauben, dass sie damit durchkommen und sich die Opfer nicht wehren. Ja, wahrscheinlich kommen sie viel zu oft damit durch. Gut, dass du dich gewehrt hast! Auch für alle, denen ähnliches schon passiert ist.
    Ich hoffe diese Erfahrung nimmt dir nicht die Lust am Bloggen – ich könnte es verstehen – aber ich würde „Unterm Dreck ist’s sauber“ und dich vermissen.

    Alles Liebe,
    Sophie

    1. Liebe Sophie, ja ich war auch lange fassungslos. Ich bin es jedes Mal aufs Neue, aber ich beruhige mich von Mal zu Mal schneller 🙂 Und nein, es bestäkt mich umso mehr meinen Platz hier zu verteidigen und mich für uns alle stark zu machen.
      Liebe Grüße zurück!

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