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Schwangerschaftsupdate: das erste Trimester

Da so vieles dazwischen kam, hole ich das erste Trimester nun in einem Schwung nach. Mittlerweile bin ich nämlich schon in Monat 5.

Kopf-gefühl

In meinem ersten Bericht konntet ihr bereits lesen, dass ich diese Schwangerschaft zunächst für eine komische Magen-Darm-Verstimmung gehalten habe. Nun, was soll ich sagen, rein gefühlstechnisch blieb ich das gesamte erste Trimester irgendwie an diesem Punkt stehen. Zumindest was das Herz betrifft. Dass da wirklich mein 3. Kind in mir wächst, weiß ich auf rein kognitiver Ebene. Einen Zugang, eine Verbindung wie ich sie bei Leo und Ella sofort hatte, suche ich in den ersten Monaten vergeblich. Und nein, das liegt nicht nur daran, dass ich eben so viel anderes um die Ohren habe. Zwei (Klein-)kinder, Selbstständigkeit mit all seine Vor- und Nachteilen, die Unberechenbarkeit der Pandemie, beunruhigende Veränderungen in der Gesellschaft… Ja, all das fordert viel Aufmerksamkeit und Platz. Aber ich glaube nicht, dass dies der Grund ist. Ich glaube viel mehr, dass es mir schlicht genau so geht, wie vielen anderen Schwangeren auch. Es ist eben jedes Mal anders. Und Gefühle lassen sich nicht erzwingen.

Hebammenvorsorge und geplante Hausgeburt

Schon vor dieser Schwangerschaft war mir klar: wenn wir noch ein Kind bekommen, dann am liebsten zuhause. Leo kam ja semi-ambulant und Ella war schon drei Stunden nach ihrer Geburt mit mir zuhause auf der Couch. Natürlich ist jede Schwangerschaft anders, aber durch meine Einblicke in die Geburtshilfe fiel die Entscheidung doch sehr leicht. Mein erster Anruf galt daher meiner jetzigen Hebammenpraxis. Nur wenige Minuten nachdem ich auf den Test gepinkelt hatte. Heute, in der 17 SSW kann ich sagen: beste Entscheidung! Denn ohne diese einfühlsame Betreuung, wäre ich dank der Ärzte und der Umstände sehr lange großer Sorge und nicht guter Hoffnung gewesen. Ich müsste mich durch Untersuchungen quälen, die ich nicht will, müsste Ewigkeiten im Wartezimmer sitzen, für 5 Minuten „Hallo und Tschüss“. Ich wäre nicht Alexandra, sondern Patientin XY, die auch noch diskuiert weil sie keine Zuckerlösung trinken will, sich nicht wiegen lässt und auch noch zuhause gebären möchte.

Vorsorge: oder eher Ohne-Sorge aber Mit-Verstand

Denn ja: in dieser Schwangerschaft bestimme ich. Ich wäge ab, was ich möchte und was nicht. Und das mit Medizinstudium, Schwerpunkt Geburtshilfe, mit vielen Stunden Praktika, Famulaturen, Hospitationen im Kreißsaal und der Wöchnerinnenstation im Rücken. Ich verschließe nicht die Augen vor den Risiken, sondern habe mitterweile vielmehr erkannt, wo sie wirklich liegen! Statt mit allen Mitteln (weil wir sie haben und man es abrechnen kann) nach dem Schlechten zu suchen, höre ich in mich hinein. Ich bin in keiner Weise eine „Risikoschwangere“. Ich kenne meine eigene (Gesundheits-)geschichte. Und so habe ich mich entschieden, dass mein Gewicht nichts im Mutterpass zu suchen hat. Meine Hebammen dürfen mich wiegen, tragen es stumm in ihre Unterlagen ein, während ich die Zimmerdecke bewundere. Falls ihnen ein Hinweis auf plötzliche Wassereinlagerungen auffällt (und mir!) dann dürfen sie das auf jeden Fall sagen. Die genaue Zahl auf der Waage wird mich aber nie wieder stören, auch jetzt nicht. Denn ich will mich weiterhin wohl in meinem Körper fühlen. Und das tue ich, ohne Waage.

Bis auf eine ärztliche Untersuchung und die drei Ultraschalltermine, gehe ich nur in die Hebammenpraxis.

Dort werde ich gesehen, dort nimmt man sich Zeit. Zehn mal so viel, wie beim Gyn. Mit 10x weniger Wartezeit. Dort fühle ich mich sicher, geborgen und schwanger. Nicht krank oder untersuchungsbedürftig. Statt dem Glucosetest werde ich diesmal ein Tagesprofil erstellen. Zum einen ist dieses eigentlich viel aussagekräftiger, zum anderen mache ich den Schxx nicht noch einmal mit. Bei Leo und Ella bin ich haarscharf durch den „kleinen“ Test gerasselt. Beide Male musste ich also nochmal antanzen und die große Pulle runterwürgen. Und bei dem waren meine Werte top! Von dem zeitlichen Aufwand abgesehen, wird mir von der Plörre wahnsinnig schlecht. Als ich mit Ella schwanger war, war einer meiner ersten Gedanken: oh nee, jetzt muss ich in ein paar Monaten wieder da durch. Und es war genauso schlimm wie befürchtet. Das muss nicht sein!

Arztfiasko in SSW 8

Den ersten Vorsorgetermin bei den Hebammen hatte ich bereits. Dort wurde mir nicht nur Blut abgenommen, sondern auch eine gründliche Anamnese gemacht und körperlich untersucht und einander mit viel Zeit kennengelernt. So gründlich und umfassend wurde ich noch nie in meinem Leben umsorgt und als ganzes gesehen. Und das, obwohl ich zwei Schwangerschaften und mittlerweile wirklich viele Arztbesuche verschiedenster Art hinter mir habe. Wenn es jemanden gäbe, der etwas übersieht, dann definitiv nicht meine Hebammen! Dennoch freute ich mich auch auf den ersten Ultraschall. Ich freute mich darauf, meine Schwangerschaft nochmal mehr zu begreifen und Verbindung zu meinem Gummibärchen aufzubauen. Ich freute mich darauf, einen Blick auf mein Baby und sein schlagendes Herzchen werfen zu können. Auch, um ganz sicher sein zu können.

Allerdings schlug die Freude in komplette Fassungslosigkeit, Wut und am Ende Hilflosigkeit um.

Was genau vorfiel, berichte ich auch bald in Ruhe. Leider entstand daraus auch noch ein unfassbarer Rattenschwanz. Zu allermindest konnte ich für wenige Sekunde mein Baby sehen, das Herzchen schlug kräftig. Die pure Freude blieb jedoch aus. Zu viel Stress drumherum, als dass ich mich auf mein Kind einlassen könnte. Und nach den wenigen Sekunden Baby hieß es plötzlich: Ach, Sie haben da ein Myom. Größer als der Fetus. Na das muss aber beobachtet werden. Zack, Tür auf, Ärztin raus. Keine Zeit für Nachfragen. Aber hier bitteschön die Privatrechung für 1 Minute Ultraschall. Wer hat mich dann kurze Zeit später nach meiner SMS direkt angerufen und aufgefangen? Meine Hebamme.

Schwangerschaftsupdate: Schwangerschaft ist keine Krankheit?!

In den ersten Tagen war ich sicher: oah nee, Magen-Darm! Tja, was soll ich sagen. Das komplette erste Trimester blieb mir dieses Gefühl erhalten. Zum einen, weil ich einfach nicht realisieren konnte, dass ich schwanger bin. Zum anderen, weil es mir permanent richtig scheiße ging. Eine permanente Übelkeit, wie ich sie schon von Ella in den ersten 4 Monaten kannte. Neu war diesmal aber der fiese Brechreiz. So hing ich täglich sehr oft über dem Eimer, vor allem Essen ohne starke Übelkeit und Brechreiz war unmöglich. Wirklich gebrochen habe ich aber in den ersten 3 Monaten nicht (das kam dann später dazu). Außerdem war und bin ich in dieser Schwangerschaft extrem geruchssensibel und die allermeisten Lebensmittel rufen bei mir einen ausgeprägten Ekel hervor. Selbst viele Dinge, ich vorher mein Leben lang gern gegessen habe, waren nun so schlimm, dass ich selbst beim Einkaufen einen großen Bogen um die entsprechenden Regale machen musste.

Pizza, Eis und …mein Mann: mir stinkts!

Vor allem Kaffee war im ersten Trimester mein absoluter Endgegner. Man kann sich kaum vorstellen, wie unfassbar widerlich ich allein den Geruch fand. In etwa so, wie eine verwesende Leich in Kot, Urin und Erbrochenem. Ernsthaft. Sehr überrascht hat mich jedoch mein Ekel vor Pizzeria und Eisdielengerüchen. Es gab eigentlich kaum etwas, vor dem ich mich nicht geekelt habe. Leider auch mein Mann. Hier und auch im Privaten habe ich schon öfter von diesem Phänomen gehört und ich kenne es aus der zweiten Schwangerschaft: Der Partner wird plötzlich sehr nunja… unattraktiv. Ich kann Pascal also wortwörtlich und auch sehr oft im übertragenen Sinne nicht riechen. Und ehrlich wie ich bin, habe ich ihm das auch genau so gesagt. Mehrfach. Immer wieder. Und nein, das ist nicht fies und gemein. Ich bin schlicht ehrlich, denn schließlich soll er ja mein Verhalten verstehen können. Wie gesagt, es ist auch nicht ganz neu. Als Ella auf dem Weg war, ging es mir ähnlich. Diesmal ist es nur leider sehr viel ausgeprägter.

Ich finde es tatsächlich auch wichtig, auch in der Öffentlichkeit – hier mit euch – ganz ehrlich und unverkrampft damit umzugehen. Weil es einfach nichts ist, das man verheimlichen soll oder für das man sich schämen müsste Ich glaube genau das würde dann erst recht Probleme verursachen. Also keine falsche Scham: ich bin schwanger und meine Hormone sagen: der Mann stinkt mir!! Und wäre ich ein Mann oder nicht schwanger, würde man mich mit meinen Symptomen ganz fix krankschreiben. Von wegen, Schwangerschaft ist keine Krankheit! Ich hasse diesen Satz, weil er den Zustand vieler Frauen verharmlost. Nach dem Motto: stell dich nicht so an. Niemand der jemals schwanger war und nicht das Glück einer super „mild“ verlaufenden Schwangerschaft hatte, würde auch nur im Ansatz diese Worte über die Lippen bekommen.

Mein Körper, mein Herz

Man sollte meinen, nach zwei Schwangerschaften sollte ich mich daran erinnern, WIE LANGE man auf den Bauch wartet. Das ganze erste Trimester warte ich vergeblich. Wenn ich liege, sackt der Bauch sogar nach Innen. Am Ende des Trimesters bin ich dann tatsächlich ein wenig nervös. Ob das alles so ok ist? Ob das Gummibärchen überhaupt gesund ist und wächst? Auch meine Hebamme kann den Uterus nicht wirklich tatsten. Einen langen Augeblick horchen wir beide (ich seeeehr angespann) auf den Herzschlag. Sie sucht, und sucht. Und dann endlich, nach einer Ewigkeit macht es Schsch Schsch Schsch. Und mir rollen die Tränen übers Gesicht. Da ist einer. Und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch immer auf das Gefühl warte, darauf warte dass nicht nur mein rein kognitiver Verstand sondern auch mein sehr emotionales Herz versteht: ich bin schwanger – ich merke in diesem Moment, dass es doch die ganze Zeit in mir schlummert. Und wie unglaublich wichtig es mir ist, dass mein Gummibärchen bei mir bleibt. Das ich es austragen, gebären und großwerden sehen darf.

Kaum bin ich aus der Praxis raus, ist das Gefühl wieder vergraben unter all den Alltagsdingen, dem Stress, der Ungewissheit. Und die Erklärung für den noch nicht sichtbaren Bauch: möglicherweise hat mein täglicher Sport damit zu tun. Über 3 Jahre trainiere ich brav meine Bauchmuskeln. Sie mögen der Schilddrüse sein Dank zwar mittlerweile unter einer wärmenden, weichen Fettschicht versteckt sein. Doch sie zeigen nun, was sie können und drücken (auch später noch im 2. Trimester) alles nach innen. Als ob sie sich mit meinen Gefühlen abgesprochen hätten….

3 Gedanken zu „Schwangerschaftsupdate: das erste Trimester“

  1. Ich drücke die Daumen für die Hausgeburt. Das ist sicher eine gute und wohl überlegte Entscheidung. Ich finde eh, dass neben jedes Krankenhaus eine Hebammenpraxis gehört. Ohne den ganzen technischen Schnickschnack, aber mit kurzen Wegen, falls es doch gebraucht wird. Es braucht einfach Frauen/ Hebammen, die den Schwangeren Vertrauen in den eigenen Körper geben, in die igene Gebärfähigkeit. Das würde sicher die sogenannten „Geburtskomplikationen“ verringern. Klar gibt es welche und dann ist die moderne Medizin ein Segen. Aber viele sind auch einfach hausgemacht, zu geringer Personalschlüssel, nur Verlassen aufs Dauer-CTG… Das kennst du ja alles.
    Ich WURDE von der Großen im KH ENTBUNDEN und kam zu dem Schluss: Nie wieder! Sohnemann und Kleintöchterchen kamen im Geburtshaus zur Welt, Kleintöchterchen in meinem ganz eigenen Tempo. Sie hab ich ganz ALLEINE GEBOREN, die Hebamme war wirklich nur zum Auffangen da. Sollte ich ein viertes Kind bekommen, was nicht geplant ist, würde ich auch eine Hausgeburt wollen.
    Dass einem sogar der Partner stinken kann ist mir neu. Danke fürs Erzählen.
    Ich konnte in der ersten Schwangerschaft keine gekochten Eier riechen – es war Ostern…
    Bei Sohnemann war der Bauch eher da als ich es realisiert hatte. Bei ihm war geheim halten unmöglich.
    Alles Gute weiterhin und LG von TAC

    1. Ja besonders jetzt bin ich froh, dass ich mich schon längst für eine Hausgeburt entschieden hatte unabhängig von Corona. Und ja, die meisten Eingriffe sind absolut Hausgemacht! Zu Ostern gekochte Eier nicht riechen können ist ja auch erst im Nachhinein witzig 😉 LG Alexandra

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