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Coronapolitik: Schulen und Kitas

All I wanna say is they don’t really care about us

Schon lange liegt mir einiges auf der Seele, sorgt abwechelnd für große Wut, Verzweiflung, Ungläubigkeit und Gelähmtsein. Wie bei so vielen von uns. Nun gibt es -endlich- meine Meinung. Freischnauze, denn es geht nicht mehr anders. Coronapolitik – Klappe die Erste: Schulen und Kitas.

Das Recht auf Bildung?

Diese Phrase wird Mantraartig bei jeder Presseveranstaltung wiederholt: die Schulen bleiben auf! Unsere Kinder haben ein Recht auf Bildung. Fast wie eine Kuh, die zum unzähligsten Male ihr Gras wiederkäut. Als wäre das die wirkliche Intention. Als wäre das ernsthaft noch ein echtes Argument. Als würde das irgendwer noch glauben. Nein. Es geht schon lange nicht mehr um das Recht auf Bildung. Das wird hierzulande sowieso schon seit Jahren oder eher Jahrzehnten mit Füßen getreten. Chancengleichheit, Förderung von Talenten, Unterstützung der Kinder auf ihrem Weg zu selbstständigen, selbst denkenden kreativen Köpfen – dafür ist unser Schulsystem nicht ausgelegt. Nicht gedacht kann man schon sagen. Kinder, deren Eltern zuhause das verlangte Wissen nicht nacharbeiten können, deren Eltern sich keine Nachhilfelehrer leisten können, die Sprachbarrieren überwinden müssen – sie bleiben auf der Strecke. Nicht erst jetzt, sondern eigentlich schon immer. Bildung war und ist ein Privileg der Reichen.

Starr, starrer, Schulpolitik

Wäre die Chancengleichheit, das Recht auf Bildung der Politik tatsächlich so enorm wichtig, dann sähe „Schule“ ganz anders aus. Dann wären die Gebäude nicht marode, dann wären die Klassen deutlich kleiner, wären die Konzepte und Lehrpläne nicht so starr. Dann hätte man keine Unsummen in Fußball und Großunternehmen gepumpt (die sich als Allererste wieder berappeln werden!), sondern SPÄTESTENS diese Pandemie als Anlass für Umstrukturierungen genutzt. Dann hätte man Endgeräte für Schüler besorgt, Lehrpläne entschlackt, man würde Konzepte finden um mit diesem – so oder so – eher verlorenen Bildungsjahr umzugehen. Man hätte innovative und unbürokratische Ideen nicht abgeschmettert. Hätte Gehälter für Lehrer sofort angepasst um mehr Menschen in diesen Beruf zu locken. Hätte auf der Stelle mehr Lehrerstellen geschaffen. Man würde Sozialarbeiter befragen nach den Schwierigkeiten der „Brennpunkfamilien“. Würde Unternehmen, Selbstständige ITler anheuern, die die Lehrer und Schüler beim Fernunterricht unterstützen.

Hätte, hätte…

Man hätte so viel und man hat nichts. Man hat den Sommer verschlafen. Die Augen davor verschlossen, dass es im Winter kalt ist. Dass Fenster nicht geöffnet werden, dass Heizungen nicht heizen können. Dass dieser Virus sich schneller und leichter ausbreitet. Dass Bildung wenn, dann nur sicher stattfinden darf. Auch zuhause. Es wäre viel möglich gewesen. Es wurde nichts getan. Außer große, hohle Reden geschwungen: Mit mir wird es keine Schulschließungen geben. Die Kinder haben ein Recht auf Bildung. Von wegen! Stattdessen bekommen Leherer nun die offizielle Anweisung, Offline-zeiten auch beim Fernunterricht minutiös für jedes Kind zu dokumentieren und auf dem Zeugnis als Fehlstunden festzuhalten.

Fehlstunden!

Als wären in diesem Jahr nicht sowieso unzählige Unterrrichststunden ausgefallen. Weil die Schule im Lockdown war, weil ganze Klassen in Quarantäne mussten, ebenso Lehrer (von dem „normalen“ Stundenausfall auch ohne Pandemie mal abgesehen). Weil es ja unglaublich gerecht – hier wären wir wieder beim Recht auf Bildung – ist, alle Kinder und Familien über einen Bildungskamm zu scheren. Weil ja jeder für im Homeoffice arbeitende Eltern, und jedes Kind ausreichen Endgeräte und ausfallsicheres Internet hat. Nein es gibt nichts wichtigeres als die Fehlzeiten genau auf dem Zeugnis stehen zu haben, und was die Noten betrifft: AUF KEINEN FALL einer weltweiten Naturkatastrophe erlauben, die Benotung der Kinder an die Realtiät anzupassen. Nein, nein die Benotung soll wie alles beim Alten bleiben. Wie auch das Curriculum. Statt sich längst überholte Lehrpläne im Sommer vorzunehmen und überfällige Umstrukturierungen oder zumindest Entschlackungen vorzunehmen, wird auch an diesem verstauben Konstrukt festgehalten. Recht auf Bildung? Sucht man in diesem „Maßnahmenkatalog“ vergebens.

Ich kann mich auch dem Vergleich zu der Kriegsgeneration nicht erwehren. Zwar kämpfen wir (Gott sei Dank nicht mit dieser Zeit vergleichbar) mit Menschen. Aber es ist ein Kampf. Es ist eine globale Katastrophe. Gesundheitlich, Humanitär, Wirtschaftlich. Ist es da so unfassbar schwer zu sagen: es gibt wichtigeres! Entlasten wir uns alle und sagen: Schxxx auf dieses Schuljahr! Es ist ohnehin schon so viel Unterricht verlorengegangen, selbst die besten Autodidakten unter den Schülern mit bester Unterstützung werden in diesem Schuljahr nicht das lernen, was eigentlich hätte gelernt werden „sollen“. Die Mehrheit wird, wenn alles stur durchgezogen wird, die nächste Klassenstufe sowieso mit Defiziten beginnen. Warum dann kein: jetzt sind wir mal realistisch, flexibel und innovativ. Im nächsten Jahr fangen alle nochmal von neu an. Mit angepassten Lehrplänen (wie wäre ein wenig mehr Umweltunterricht?), und eine Lösung für den „Doppeljahrgang der Erstklässler“ gäbe es sicher auch. Wenn man den wollte…

Schule – der sichere Hafen?

Ein weiteres Argument der Politk, deas das Festhalten am Präsenzunterricht begründet: Die vielen Kinder aus Brennpunktfamilien brauchen einen sicheren Ort. Ein Ort ohne Gewalt und mit einer warmen Mahlzeit. Viele von euch haben mir auch genau diesen Punkt als Anwort auf meine Storys gesendet. Und auf den ersten Blick erscheint das auch logisch und sinnvoll. Es ist aber nur der erste Blick, und auch diesen überwindet man recht schnell, wenn man sich die Zeit nimmt und mal alles durchdenkt. Ähnlich wie bei dem Recht auf Bildung, ist und war die Situation in der Schule A nicht so rosig wie es scheint und B hätte man auch dafür Lösungen finden und vorbereiten können. Die Wahrheit ist: Lehrer sind keine Sozialarbeiter und haben schlicht nicht die Kapzität und die Qualifikation, Kinder in dem Maße zu schützen und zu unterstützen. Es ist auch nicht ihre Aufgabe! Diejenigen, die das leisten können und sollten, werden unfassbar schlecht bezahlt, sind mit der anfallenden Arbeit völlig überlastet.

Wenn es doch den Entscheidungsträgern so wichtig wäre, warum wurde dann nicht schon vor Jahren – oder zumindest ab dem letzen Sommer, wenn es vorher nicht auf deren Radar war – massiv in Jungendämter und Sozialeinrichtungen (als Anlaufstelle, für warme Mahlzeiten und ausgebildete Sozialarbeiter als Vertrauensperson) investiert? Warum gab und gibt es für „Brennpunktfamilien“, für „sozial kritische, überlastete, finanziell benachteiligte Familien“ keine Programme, so unfassbar wenig Unterstützung? Das würde helfen! Nicht der Zwang, die Kinder auch während einer Pandemie weiter in den Präsenzunterricht zu schicken. Womit wir beim nächsten Punkt angelangt sind:

Was ist mit dem Recht auf Unversehrtheit?

Auch das ist verankert in unserem Grundgesetz. Und es ist eine der vorrangigen rechtlichen Begründungen für eine Vielzahl von implementierten Maßnahmen, von vorübergehenden Einschränkungen unserer persönlichen Rechte – sinnvollerweise (meistens)! Doch was auf der einen Seite als unerschütterlicher Leitstern hochgehalten wird, wird in der Kita- und Schulpolitik mit Füßen getreten. Aktuell werden die Kontaktbeschränkungen sogar noch verschärft: ein Haushalt darf nur noch EINE Person eines anderen Haushaltes treffen. By the way: dass sich eine Mutter mit Kind mit einem anderen Mutter-Kind Paar trifft, ist also schon mal ausgeschlossen. Eine Mama mit Kind dürfte also einen anderen Erwachsenen oder ein Kind treffen, diese Person aber wiederum das Mama-Kind Gespann nicht. Dass hier die Familie direkt mal nicht bedacht wurde, spricht auch wieder Bände: Treffen von Kindern in jeweiliger Begleitung eines Elternteils/Oma/Opa sind nicht erlaubt.

Nachtrag 8.1.2021: Das Kontaktverbot wurde nun in NRW doch noch mit mehr Sinn versehen: minderjährige Kinder werden nun zumindest nicht als „Person“ gezählt.

Gesundheitsschutz ist Auslegungssache – oder vielmehr ein flexibles Instrument

Aber zurück zum Recht auf Unversehrtheit: Zwar dürfen sich nur noch 2 Einzelne Personen aus verschiedenen Haushalten treffen, aber die PräzenzPFLICHT soll so lange wie möglich bleiben und als Allererstes wieder aufgenommen werden. Die Regierung argumentiert: der Gesundheitsschutz gebietet große Einschränkungen. Aber er wird außer Kraft gesetzt, wenn er als Argument für freie Wahl der Eltern und Kinder angeführt wird. Es wäre bei dieser freien Wahl, die so viele Eltern schon lange fordern allen geholfen. Diejenigen die ihre Kinder zuhause betreuen und so weit wie nötig beschulen können, sollen das dürfen. Die Kinder, die eine vor Ort Beschulung brauchen, sowie die Lehrer die weiterhin an vorderster Front stehen, hätten durch kleinere Gruppen ein viel geringeres Risiko. Win-Win? Könnte es sein, wenn man denn nur nicht so stur an alten Mustern festgehalten, ja sogar einigen Schulen die Umsetzung innovative Ideen verboten hätte. Das ist mehr als nur ein eklatantes Versäumnis!

Und die Kitas?

Nun wird es persönlich, leider nicht so wie ich gern würde. In einigen Punkten muss ich uns leider selbst schützen und darf nicht ins Detail gehen. Doch auch so habe ich einiges zu sagen. Denn nicht nur für uns, sondern für alle gilt seit spätestens dem 13.12.2020: bringt die Kinder nicht in die Kita! Ich füge hier eine wörtliche Wiedergabe des offiziellen Schreibens des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen an:

Informationen für Eltern
deren Kinder in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege betreut werden
Informationen für Träger, Leitungen, Personal
von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen
Lockdown vom 14.12.2020 bis 10.01.2021
Die Coronapandemie hat eine Dynamik, die uns in diesem Jahr immer wieder zwingt,
auch kurzfristig zu handeln. Das ist auch jetzt der Fall. Das erneut explodierende Infektionsgeschehen und die angespannte Lage auf den Intensivstationen machen dies
notwendig. Das gesellschaftliche Leben muss so weit runter gefahren werden wie
möglich. Auch die Kindertagesbetreuung kann hier einen Beitrag leisten.
Für den Zeitraum vom 14. Dezember 2020 bis zum 10. Januar 2021 gelten daher folgende Hinweise für die Kindertagesbetreuung:
Die geplanten Schließzeiten werden umgesetzt.
Die Angebote der Kindertagesbetreuung werden darüber hinaus nicht geschlossen, d.h. es wird kein Betretungsverbot (wie im Frühjahr) ausgesprochen.
Die Betreuungsgarantie gilt: Kinder, für die der Besuch in ihrem Kindertagesbetreuungsangebot unverzichtbar ist, bekommen ein Betreuungsangebot.
Wenn Eltern Hilfe und eine Betreuung brauchen, bekommen Sie diese. Das gilt
ausdrücklich auch für private Gründe. Kein Kind soll durch diesen Lockdown
Schaden nehmen. Suchen Sie den vertrauensvollen Kontakt zu Ihrer Kita oder
Kindertagespflegeperson.
Der Betrieb soll vom 14. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 aber auf ein Minimum reduziert werden.
Es geht daher der dringende Appell an alle Eltern, dieses Angebot nur zu
nutzen, wenn es absolut notwendig ist.
Die Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren sind für viele Familien ohnehin arbeitsfreie Tage. Wir bitten
alle Eltern: Machen Sie von allen anderen Möglichkeiten Gebrauch, Beruf und
Betreuung zu vereinbaren und bringen Sie, wenn es Ihnen möglich ist, Ihr Kind
nicht in die Betreuung!

Ich wiederhole: nur wenn es unverzichtbar, absolut notwendig ist, sollen wir die Kinder in die Kita bringen. Der Betrieb soll auf ein Minimum reduziert werden, denn es geht um ein explodierendes Infektionsgeschehen, die Gesundheit und die Gesundheitsversorgung hängt von unserem Verhalten ab. Wenn es möglich ist, sollen die Kinder nicht in die Betreuung. So weit, so schlecht gut. Nun kommt das elementare ABER:

Notbetreuung unter dem Deckmantel eines Apells

Nennen wir das Kindchen beim Namen: die Regierung hier in NRW macht es sich leicht und wälzt die Probleme auf die Eltern ab. Wir sollen unsere Kinder nicht in die Kita bringen, um uns, die Betreuer und die anderen Kinder zu schützen. Weil es das Pandemiegeschehen dringend nötig macht. Es geht ganz konkret um die Gesundheit aller. Dies ist die Grundlage, der Auslöser für diesen „Apell“. Wenn aber aus solchen Gründen ein derartiger Apell ausgesprochen wird, wenn sogar die heilige Präsenzpflicht in den Schulen ausgesetzt wird, dann handelt es sich defakto um eine Notbetreuung. Punkt. Diese könnte problemlos für alle Berufsgruppen geöffnet sein. Wer Betreuung braucht, aus welchem Grunde auch immer, der darf sie unabhängig von der beruflichen Tätigkeit in Anspruch nehmen. Das Argument für den aufgeweichten Titel: wir wollen es ja fair halten.

Fair?

Fadenscheinig, vordergründig. Augenwischerei. Worum es wirklich geht: Egal wie die Eltern sich entscheiden, die Regierung ist finanziell fein raus. Wir sollen die Kinder zuhause lassen, aber schön weiter die Beiträge zahlen. Und das sind hier in NRW nicht gerade kleine Summen. Wir z.B. zahlen für beide Kinder im Monat ca. 400€. Ob wir uns nun an den Apell halten oder nicht. Wenn die Kinder nicht in die Kita gehen, ist es ja unsere Entscheidung und wir zahlen für 0 Leistung weiter den vollen Preis. Es ist auch unerheblich, dass ich ein beträchtlich höheres Risiko einer schweren Erkrankung trage und wir zusätzlich zum Schutze anderer auch mich schützen müssen. Aber nein, das ist unser privates Problem und hat ja nichts mit diesem tückischen Virus zu tun, unter dem die Menschheit ächzt. Nein, es ist absolut kein Grund die Zahlungen auszusetzten. Wir dürften rein theoretisch ja, es herrscht ja kein Betretungsverbot.

Kinder brauchen Kinder

Ja. Ja auf jeden Fall! Doch halte ich es für wesentlich sinnvoller, hier feste Kontakte zuzulassen. Kinder brauchen ihre Freunde, nicht 30 Klassen- oder Kitakameraden (und volle Schulbusse!). Und Hand aufs Herz: wie viele Familien werden sich an dieses auch Kinder einbeziehende Kontkaktverbot in dem Maße halten? Dann lieber die Kontakte auf eine weitere Familie reduzieren, den Eltern und Kindern das Zuhausebleiben erleichtern und, um es so auszudrücken, schmackhaft zu machen. Unterm Strich wäre dies eine weit geringere Durchmischung als wir sie aktuell erleben. Die Kontaktverfolgung – wer sich sowieso an die Beschränkungen hält, wird die eine Familie mit der sie sich trifft nennen können. Die anderen – die sind ohnehin schon raus.

Ungleich, Ungleicher, föderal

Seit längerem schon ärgere ich mich auch über den föderalen Flickenteppich: Die Berechnung des Kindergeldes/Kinderfreibetrages und des Elterngeldes ist bundeweit einheitlich. Ganz im Gegensatz zu den Betreungskosten für Kinder, ob nun Kita- oder Hortbeiträge – je nachdem wo man wohnt, ist alles drin zwischen Null Euro und mehreren Hundert. Bei gleichem Einkommen. Bei uns zum Beispiel bleibt vom Kindergeld unterm Strich nichts übrig. Klar, der Staat möchte nun das Geld dass er (in ebenfalls höchst unfairen Rettungspaketen) ausgibt, wieder reinbekommen. Doch die Kitagebühren bundesweit abzuschaffen – es wäre jetzt allerhöchste Eisenbahn. Es würde die immer wieder aufkeimenden Diskussionen über Rückzahlung oder nicht verhindern. Es wäre auch weit sinnvoller, als ein einmaliges Corona-Kindergeld. Und genau betrachtet müsste der Staat erstmal in die Tasche greifen, mittel- und langfristig würde es die Arbeits- und die wirtschaftliche Situation der Familien deutlich verbessern. Und damit erstens die für die Wirtschaft und die Steuereinnahmen attraktive Finanzpower UND nebenher auch noch die Gleichstellung von Frauen und Männern pushen.

Betreuer und medizinsches Personal- unsere Helden?

Ich meine, es war Herr Stamp, der sagte: wir wollen den Betreuern der Kindertagesstätten und den Tagesvätern und -müttern danken und sie unterstützen. Sie sind die Helden dieser Pandemie! Honestly? Das ist der gleiche Bullshit Unsinn, den sich sämtliche medizinischen Angestellten gefallen lassen müssen. Sie werden beklatscht, sie werden von Politikern mit schönen Worten beschenkt – die sich damit wohl ein reines Gewissen verdienen wollen. Verdienen. Was verdienen sie denn, unsere Helden? Von Worten, von Klatschen können sie sich nichts kaufen. Davon wird ihre Belastung nicht kleiner! Nein. Nein. Betreuer und Pfleger, Ärzte & Co, sie reißen sich den Arsch auf, stehen an vorderster Infektionsfront, leisten einen Knochenjob und bekommen was dafür? Keine kräftige (ha, gar keine!) Gehaltserhöhung. Kein Gefahrenzuschlag, keine kostenlose, hochwertige Schutzausrüstung. Keine Bedingungen, die wieder aushaltbar wären. Nein, sogar der Coronabonus, der versprochen wurde, wurde zurückgenommen! Ein Schlag ins Gesicht und ein paar Schnelltest…so behandelt man keine Helden.

Geld….

Der Witz: auch im letzten Lockdown hätten wir gedurft. Selbst als noch beide Elternteile systemrelevant sein mussten. DENNOCH haben wir nur für die Tage zahlen müssen, an denen wir die Betreuung auch tatsächlich in Anspruch nehmen mussten. Was ist jetzt anders? Was spricht nun dagegen? Nichts, was man fair, gerecht oder richtig nennen kann. Stattdessen dürfen Eltern sich nun über die – auch sehr theoretische – Möglichkeit zusätzlicher Kindkranktage freuen. Weil es ja so unglaublich realistisch ist, dass man 1. mit diesen zusätzlichen Tagen die Betreuungslücke füllen könnte. Das Jahr ist gerade mal ein paar Tage jung. Weil es 2. in allen Betrieben so super umsetzbar ist, die Eltern so lange freizustellen und 3. Selbstständige …äh ja die gucken wie seit Beginn der Pandemie weiter in die geldleere Röhre. Von dem massiv gesteigerten Anreiz, Eltern – insbesondere Mütter – einzustellen mal ganz abgesehen. Selbst wenn alles reibungslos funktionieren würde: es handelt sich um eine Lohnersatzzahlung mit Abschlag. Ein Abschlag den die meisten Familien nicht stemmen können, vor allem wenn die Kitabeiträge weiterhin fällig werden.

…regiert…

Wir sollen also zuhause bleiben, mit im besten Fall deutlich weniger Lohn, während wir weiter Beiträge für etwas zahlen, das nicht geleistet wird. Wie sinnvoll auch, den Kitas für nichts die Beiträge zu zahlen, damit Eltern dann auch für keine Leistung (schlechter) bezahlt werden. Was soll denn diese Verschiebung? Warum nicht die Beiträge direkt pausieren und den Kitaträgern die staatliche Hilfe zahlen. UND den Eltern die volle Summe Lohnerstatz, wenn sie die Kinder zuhause betreuen. Achso: § 56 Abs. 1a) IfSG sagt ja, dass eine zumutbare Betreuungsmöglichkeit besteht, „soweit eine Möglichkeit des ortsflexiblen Arbeitens („Homeoffice“) besteht und diese zumutbar ist“. Na, wer zahlt denn da noch „Kinderfrei“? Richtig, kaum einer. Familienfreundliche, faire Regelungen? Die sind so gar nicht im Sinne der Lobbyisten großen Player. Stattdessen werden und wurden lieber Unsummen in große Unternehmen gepumpt. Dafür ist Geld da. Da fällt die Entscheidung nicht nur leicht sondern auch schnell.

..die Welt

Das Corona-Kindergeld gehört auch in die Kategorie: sieht so aus als wäre es für die Familien, soll aber nur das Konsumverhalten schön weiter ankurbeln. Na, zumindest wurde das von Beginn an auch so kommuniziert, ebenso die Senkung der Mehrwertsteuer: der Rubel soll weiter rollen. Sicher, ich weiß wie komplex die Wirtschaftspolitik ist und auch wie wichtig. Ich meine, ich hätte im Abi eine 1 gehabt, um kurz abzuschweifen. Ist die Wirtschaftslage grün und saftig, profitiert auch „der kleine Mann“ davon (nicht so viel wie große Unternehmen, aber selbstverständlich beeinflusst es uns alle). Das Problem: HALLO! PANDEMIEEE! Seien wir ehrlich: unser Einfluss ist schlichtweg begrenzt. Wenn wir unsere Gesundheit schützen wollen, dann hat die Wirtschaft ein Nachsehen. Hätte sie auch, wenn wir es nicht täten by the way. Wir kommen um die Rezession nicht herum. Und abmildern, stimulieren – das ginge famillienfreundlich. Das ginge, auch ohne Selbstständige konsequent im Regen stehen zu lassen. Man müsste aber – wie auch in der Schule – abweichen von alter, weißer Männerpolitik. Von Lobbypolitik.

They have to care about us!

Was können wir denn jetzt tun? Diese Frage, wie oft habe ich sie mir gestellt. So viele von uns. Klar ist, der Wind wird sich nicht von allein drehen. Schaut man in die Politik, fehlt jedes Bewusstsein. Schaut man in die Berichterstattung … Sport, Coronapositive Promis, ihr kennt das. Hier setze ich an. Soziale Medien, Nachrichten, Worte haben Macht. Es ist mühselig, es ist nervenaufreibend und lange frustrierend. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf: Laut werden. Laut, laut, laut bis wir auch ganz oben nicht mehr zu überhören sind. Ernstgenommen werden. Nicht nur mit schönen Worten besänftig werden. Also bitte: schreibt, teilt, markiert was das Zeug hält. Verfasst offizielle Beschwerden, sendet sie an die für euch zuständigen Lokalpolitiker. Lasst euch nicht unterkriegen, macht euch nicht gegenseitig schlecht, sondern bitte, lasst uns alle an einem Strang ziehen und berichten, so lange konkrete, unangenehme Fragen stellen bis auch die obersten Regierungsposten nicht mehr an uns vorbeieiern können.

4 Gedanken zu „Coronapolitik: Schulen und Kitas“

  1. *unterschreib*
    Du fasst zusammen, was ich denke.
    Wenn wir beide arbeiten, brauchen zumindest beide jüngeren Kinder Betreuung durch die Großeltern. Geht nicht anders. Ist mit der neuen Regelung nicht mehr möglich. Es sei denn, der Opa wandert derweil aus. Was für ein Quatsch. 1 Haushalt + 1 Haushalt macht Sinn, diese Neuregelung nicht.
    Ich glaub auch nicht dran, dass diese Verschärfungen was bringen. Das Virus ist inzwischen überall. Der R-Wert, der im Frühjahr so wichtig war, liegt übrigens bei 0,9, hab ich gestern erst gelesen. Man testet sehr viel. Vielleicht sollte man die positiven Tests zu Gesamttests ins Verhältnis setzen. Dann würden die Zahlen vergleichbar. Sind sie derzeit nicht, denn an manchen Orten wird mehr getestet als an anderen. Dann werden Zahlen nicht gleich gemeldet, sondern verzögert. Ach, es ist einfach doof.
    Hauptsache man rettet Lufhansa und Co, schimpft auf die Unvernünftigen und lässt die „kleinen“ Leute im Regen stehen…
    Schon lange wollte ich so einen Eintrag auf meinem Blog schreiben, aber ich schaff es einfach nicht. Mir fehlen die Worte…

    Trotzdem LG zu euch, von TAC

  2. Eine gute Zusammenfassung!

    Ehrlicherweise tragen wir lieber die Last des Home-Schoolings selber. Genau aus dem Grund des Gesundheitsschutzes wollen wir doch das Virus aus unserer Familie fern halten.
    Freiwillig überhaupt nicht zulässig, dafür müsste man ein erhöhtes Risiko nachweisen, es ist zum Davonlaufen. Wir sind mit 4 Kindern in 4 Einrichtungen unterwegs, zahlreiche Kontakte in Präsenzzeiten und wir als Eltern hocken im Homeoffice, weil unsere Arbeitgeber verantwortlich handeln.
    Das allerdings versetzt uns in die Lage, die Kinder überallhin selbst zu verteilen, um wenigstens den ÖPNV zu meiden.
    Ich wage zu behaupten, dass die Frau Schulministerin irgendwann im Januar sagt „ab morgen Präsenz“ und die Busse sind wieder übervoll, weil keiner sich innerhalb von gefühlten Minuten organisieren kann. Diese spontane Möglichkeit wurde eben erst im WDR erwähnt und ich hätte am liebsten den Fernseher beworfen.
    Planbarkeit = 0 , es ist zum Davonlaufen.
    Da in der Zwischenzeit niemand in die Schulgebäude geht, werden keine baulichen Maßnahmen zur Vorsorge möglich sein (Lüftungsanlagen nach dem Mainzer Vorbild oder CO2-Ampel…). Jetzt wäre Zeit zum Handeln!!!

    Die Kita-Beiträge zahlen wir auch, im Frühjahr hatten wir quasi Pech, da haben wir 0€ regulär gezahlt (Vorschuljahr) und auch „erstattet“ bekommen.
    Jetzt zahlen wir deutlich mehr für Betreuung und VGS ohne (?) Erstattung 😒.

    Das einzig Gute am Schulsystem war immer die zuverlässige Planbarkeit, das hat Frau Gebauer nun abgeschafft.
    Die Bildungschancen waren immer schon ungerecht und von Glück bzw Zufall abhängig (man musste halt jemanden kennen, der einem weiterhilft).

    Im Mai/Juni hat Nr 1 Abiturprüfungen, das wird spannend werden. Gott sei Dank sind die LK-& Abifach-Lehrkräfte erfahren und geben den jungen Leuten eine gute Unterstützung für ein wenig Sicherheit in dieser blöden Zeit.

    Wie immer hängt es von den Menschen vor Ort ab und wie Lehrkräfte und Schülerschaft zusammenhalten.
    Mehr können wir im Moment nicht beeinflussen, die Schulministerin wird die Quittung noch kriegen, wenn das Ganze irgendwann mal vorbei sein wird.

    Bleibt Ihr bloß gesund und schaut auf Euch und Euer neues Familienmitglied!

    1. Ja es hängt leider absolut von den einzelnen Kitas, Schulen, Leitern und Lehrern ab, zusätzlich dazu, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht. Ich drücke ganz doll die Daumen fürs Abi und passt ihr auch gut auf euch auf!

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