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Ablauf der Frenotomie

Ablauf der Frenotomie bzw. Frenektomie

1. Vorbereitung

Vor der Trennung des verkürzten Zungenbandes, sollte optimalerweise bereits das aktive Wundmanagement eingeübt worden sein. Auf diese Weise fällt die Anwendung in der Zeit nach der Frenotomie leichter. Ebenso ist es wichtig die verspannte Muskulatur gelockert und die „richtigen“ Bewegungsmuster gebahnt zu haben. Fachleute sprechen von myofunktioneller Therapie, einfach ausgedrückt: Mundtraining. Mehr dazu gibt es bei dem Artikel „Vorbereitung“.

2. Wann trennen?

Kurz gesagt: je früher eine orale Restriktion erkannt wird, desto besser. Studien zeigen, dass eine Trennung innerhalb der ersten beiden Lebenswochen die besten und leichtesten Verläufe zeigen. Dies liegt daran, dass die Kompensationsmechanismen noch nicht allzu sehr manifestiert wurden. Verspannungen und Blockaden hatten noch keine Zeit sich zu entwickeln. Wird die orale Restriktion später diagnostiziert (was in Deutschland oft vorkommt) macht eine adäquate Vorbereitung zur Lockerung und Stärkung der Muskulatur Sinn. Wie genau vorgegangen werden sollte, ist in diesen Fällen individuell.

3. Wer trennt?

In Deutschland nehmen (Österreich und in der Schweiz) meist Zahnärzte mit selbstständig erfolgter Fortbildung auf diesem gebiet die Trennung vor. Aber auch manche Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen oder Kinderärzte können sich spezialisieren. Wichtig ist, dass diese Ärzte sich wirklich auskennen und vollständig trennen. Erfahrungsgemäß erfolgt bei der Trennung in der Klinik direkt nach Geburt oder beim „normalen“ Zahnarzt nur eine unzureichende Frenotomie des sichtbaren und vorne gelegen Anteils. Eure Stillberaterin kann euch durch ihr Netzwerk eine passende Anlaufstelle empfehlen. Da die Anzahl dieser „Experten“ niedrig ist, kann ein etwas längerer Weg nötig sein, der sich allerdings absolut lohnt!

4. Schmerzen und Schmerzbehandlung während der Trennung

Das Gewebe des ZB (oder Lippen- Wangenbändchens) ist bei Babys zumeist wenig durchblutet und auch wenig mit Nervengewebe verbunden. Das bedeutet, dass es bei dem kleinen Eingriff wenig blutet und auch keine großen Schmerzen entstehen. Außerdem geht das Trennen selbst sehr schnell und ist nach wenigen Sekunden vorbei. Das Gefühl dabei gleicht einem kurzen Druck/Zwicken. Je nach Behandler, wird auf die Stelle etwas Lokalanästhetikum also ein örtlich betäubendes Gel (Lidocain) aufgetragen oder seltener mit einer Spitze injiziert. Eine Sedierung ist in den meisten Fällen nicht nötig und birgt natürlich auch zusätzliche Risiken. Daher wird dies nur in sehr schwierigen Fällen erwogen. Das Weinen der Kinder liegt ursächlich an der unangenehmen und unbekannten Situation. So wie wir „Großen“ auch nicht voller Freude auf dem Zahnarztstuhl sitzen, selbst wenn wir keine Schmerzen haben.

5. Instrumente

Getrennt werden kann mit der Schere, einem Skalpell, dem Elektrotom und dem Laser (CO2 Laser). Die beste Handhabung und Sicherheit bieten die Schere und der Laser, daher finden eigentlich nur diese beiden Instrumente Anwendung. Theoretisch ist der Laser die schonendste und sicherste Wahl. Durch bestimmte Eigenschaften kann die Trennung der Schichten haargenau und unblutig erfolgen. Haut, Gefäße und Nervenenden werden verödet, sodass die Wundheilung und die Schmerzen in der Heilungsphase unkomplizierter verlaufen. Das aktive Wundmanagement fällt erfahrungsgemäß leichter. Dafür wird die Trennung mit Laser nicht von der Kasse übernommen. Entscheidend für das Ergebnis ist zudem das Können des Arztes. Ist dieser versiert in der Trennung durch Scherenschlag, ist das Endergebnis deutlich besser als die Frenotomie durch Laser, wenn der Behandler nicht gut mit diesem umgehen kann.

6. Ablauf

Je nach Praxis variiert der genaue Ablauf. Zumeist wird vor der Trennung nochmal „getestet“, aufgeklärt und auch das aktive Wundmanagement angeleitet. Die meisten haben kein Problem damit, dass noch bis kurz vor dem Eingriff gestillt werden kann. Manche Ärzte schicken dann die Eltern für die Trennung selbst aus dem Raum. So können sie sich ganz auf das Kind konzentrieren. Andere haben die Eltern gern mit dabei. Die Trennung selbst dauert wenige Sekunden und ist minimalinvasiv. Mit Lagerung und dem ersten Dehnen dauert es einige Minuten. Nach der Trennung kann und soll sofort gestillt werden. Das beruhigt (Eltern und Kind), lindert Schmerzen und ist eine wichtige erste Übung der Muskulatur. Meist wird dann noch ein Nachsorgetermin in der Praxis vereinbart.

7. Verlauf und Schmerzmanagement der ersten Tage

Wie das Stillen nach der Trennung verläuft, ist unterschiedlich. Studien zeigen eine Verbesserung bei über 90%. Sie kann unmittelbar auftreten, oft dauert es einige Tage bis Wochen. Unter anderem ist der Zeitpunkt der Trennung ursächlich. Je länger Kompensationsmechanismen manifestiert wurden, desto mehr Geduld braucht es. Bei allen Stillpaaren gibt es in den ersten Wochen gute und schwierige Tage. Dies zu wissen, ist wichtig. Eine enge Begleitung durch eure Stillberaterin und je nachdem Osteopathen, Logopäden etc. stellt eine wichtige Stütze dar. Auch die „Übungen“ und die Wundkontrolle werden von Fachpersonal betreut. Schmerzen treten unterschiedlich, doch zumeist in geringem Umfang auf. (Auch die Instrumentenwahl kann hier Unterschiede erzeugen).

Viel Hautkontakt, Tragen, Stillen, Nähe und Zugewandtheit sind das grundlegende Element der Schmerzbehandlung. Bei Bedarf kann der Arzt z.B. Schmerzzäpfchen oder Saft verschreiben. Sehr hilfreich ist eingefrorene Muttermilch. Auf einem Teller eingefroren, und in kleine Stücke gesplittet kann die Mumi auf die Wunde unter der Zunge gelegt werden. Sie kühlt, „desinfiziert“ und kurbelt die Wundheilung an.

Infos zu meiner Beratung bekommt ihr hier

Ablauf der Frenotomie - Stillwissen
Ablauf der Frenotimie

Mehr zum Thema Stillen könnt ihr hier nachlesen. Zum Kleinkindstillen geht es hier entlang. Die Hilfegruppe für Betroffene einer oralen Restriktion findet ihr hier

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