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WiB: Murphy und Hiob aka Sie haben mein Hochzeitskleid geschrottet!

SAMSTAG

So, den Advent (Oh du schöne Weihnachtszeit – Streit und Chaos weit und breit) und auch die Weihnachtstage (Kollabierende Trüffelschweine und viel Scheiße) hätten wir überstanden. Ich wäre dann jetzt offen für Spaß und Freizeit. Kinderlose nennen es glaube ich Urlaub. Wenigstens ein bisschen zur Ruhe kommen und gedanklich das letzte Jahr und seine Ereignisse revue passieren lassen wäre schön. Einmal Luft holen zwischen den Jahren und dann ganz frisch und motiviert ins Jahr 2020 starten. Ein Jahr, das recht viel Neues und einige „Abschlüsse“ bereithält.

Aber ach

ach, ach, ach. Es geht nahtlos weiter mit unserem „Glück“ und so bleibt keine Zeit für geordnete Gedanken und Klarheit. Erst kommt ein Brief vom Amt. Wir sollen 3.200 Euro zurückzahlen weil wir angeblich auf ein Schreiben nicht reagiert hätten. Uns rutscht das Herz ordentlich in die Hose. Und wir sind ziemlich angepisst: dieses angebliche Schreiben haben wir nie erhalten! Eines kurz davor und eines kurz nach dem angegeben Datum, aber beide mit anderem Inhalt und auf beide haben wir promt geantwortet. Wieder einmal rege ich mich auf über den deutschen…ach ihr wisst was ich meine. Jedenfalls sind wir gleichsam besorgt und verärgert. Zu den 3.200 kommt nämlich noch eine Rückzahlung für die Kita. Da gab es wohl auch interne, nunja, Schwierigkeiten bei der Berechnung der Beiträge und wir dürfen 1.200 Euro mehr pro Jahr zahlen.

Sonst bin ich ja nicht so, aber heute kann ich mich nicht gegen diese Gedanken wehren: Die Reichen schwimmen in ihrem Geld, aber uns wird noch der letze Penny aus der Tasche gezogen. Ja, die Kita ist Gold wert. Und wir zahlen mit Gold. Macht dann Summa summarum 4.400€ an Rückzahlung für 2019. Es kann jetzt also gerne mal sein Ende finden, dieses Jahr.

Unannehmlichkeiten

Ich würde dann wohl gerne alle Kacke zurück an den Verkäufer senden. Das wäre wieder Herr Murphy. Der hat jetzt auch mein Hochzeitskleid!

Ja, wir heiraten nächstets Jahr endlich und ich habe mein Kleid schon gefunden. Maßgeschneidert (1,6m und sehr kurze Beinchen!) für 105€. Angeblich wurde schon letze Woche ein Zustellversuch unternommen, der „fehlschlug“. Seltsam auch hier, denn wir waren alle zuhause. Nun weiß ich warum. Sie haben mein Hochzeitskleid geschrottet!

Nomen est Omen

Weil das ja noch nicht reicht, kommt noch ein ganz übles Problem dazu: Im Januar müssen wir bei der Anmeldung für die Trauung im Standesamt schon den Familiennamen angeben. Wir können uns da aber auf Teufel komm raus nicht einig werden. Dabei geht es allein um die Nachnamen der Kinder. Pascal als auch ich können uns einen Dopplenamen vorstellen, für die Kinder ist das aber nicht erlaubt. Also entweder heißen sie weiter so wie ich, oder wir ändern ab in Pascals Nachnamen. Bevor es ernst wurde, hatte ich mit letzterem kein Problem.

Vor allem, weil ich mit meinem Geburtsnamen lange Zeit nicht gerade viel Gutes verbunden habe. Es wäre mir bis vor ein, zwei Jahren nicht schwer gefallen, ihn abzulegen. Aber jetzt fühle ich anders. Ich habe mir selbst „einen Namen gemacht“. Man kennt mich als Alexandra Jahnz. Ich kenne mich als Alexandra Jahnz. Der Name gehört nun zu mir, zu meiner Identität und ich bin stolz darauf. Ich möchte ihn an meine Kinder weiergeben und ich möchte, dass wir schon am Namen erkennbar eine Einheit sind. Eine Familie. Pascal möchte das aber genauso. Eine klassische Pattsituation aus der einer als Verlierer herausgehen wird.

Eigentlich sogar beide. Denn wie blöd ist das denn? Dass einer etwas Geliebtes aufgeben muss, etwas auf das er immer stolz war. So gesehen können wir nur verlieren. Lange Zeit haben wir gehofft, einer von uns würde morgends aufstehen und plötzlich denken: Ach komm, sollen sie halt anders heißen. Doch die Zeit spielt gegen uns, sie läuft uns davon.

Unfertig ins Jahr 2020

Wir haben in unserer Verzweiflung sogar schon überlegt, einfach zu Würfeln. Das kann es aber auch nicht die Lösung sein. Leider blockt Pascal auch recht oft ab, wenn ich auf unsere „Deadline“ hinweise. Ach, wie gern hätte ich das einfach schon hinter mir. Denn so rutscht so viel Unfertiges mit ins nächste Jahr. Den bösen Brief von heute haben wir zwar direkt beantwortet, doch auf die Antwort werden wir warten müssen. So lange herrscht Ungewissheit. Und all das schwirrt in meinem Kopf herum wie ein Schwarm aggressiver Hornissen. Es blockiert mich und ich kann werder das Jahr 2019 loslassen, noch mich auf meine Facharbeit konzentieren. Die schreibt sich ja auch nicht vol allein. Unfertig. Und deshalbt zur Zeit auch furchtbar dünnhäutig und ungeduldig, vor allem mit den Kindern.

Nicht umsonst kam mir der Moment im Wartezimmer letzten Montag so symbolisch vor.

2019? Ich denke da an ein Wartezimmer. Mit Last auf den Schultern, um Hilfe bittend und hoffend. Wartend, nicht wissend wie sich wohl alles entwickelt. Wie lang der Rattenschwanz wohl sein mag. Und gleichzeitig dankbar und demütig für all das, was ich habe. Gefühlstechnisch sitze ich also zwischen zwei Stühlen. Es geht uns gut. Und es geht so viel schief. Es gibt so viele Brandherde, die mich von eigentlichen abhalten.

Dennoch versuche ich mein bestes. Immerhin, eine halbe Stunde Recherche ist noch drin. Dann fährt Pascal los zu seinem „Männerabend“ mit Burger essen und Star Wars im Kino. Ich wärme derweil das Essen vom 2. Weihnachtsfeiertag auf. Kartoffeln, Klöße und Orangensauce. Statt Rotkohl bevorzugen die Kids Paprika.

Danach machen auch wir uns einen gemütlichen Filmeabend mit Pombären und Weihnachtsplätzchen. Ich schalte parallel nochmal den Rechner an. Dann ist es auch schon Zeit fürs Bett. Ich versuche im Wohnzimmer zu lesen, doch Ella wacht immer wieder auf. Also kuschle ich mich zu den beiden unter die Decken. Einschlafen kann ich aber erst, als ich Pascal um 0 Uhr heimkommen höre.

SONNTAG

Die Nacht war blöd und kurz. Auch nachts wälzt mein Unterbewusstsein unsere Probleme und ich träume mal wieder ziemlich abgefahren. Von 4 bis 6 Uhr liege ich wach und versuche mich im Schäfchen zählen. Irgendwie sehen die aber eher aus wie Schweinchen. Und da ich an Schweine denke, überlege ich, wievielen ich in meinem Leben schon begegnet bin. Dann lieber andere Tiere. Frösche und Flöhe zum Beispiel, die können gut über den Zaun hüpfen. Allerdings will ich die Viecher lieber nicht in meinem Bett. Ich kapituliere und stehe auf. Die Kinder folgen mir.

Heute fahren die drei nämlich nocheinmal zur Schwiegerfamilie. Ich versuche dann mal, meine Gedanken zu ordnen und hoffentlich produktiv weiterzuschreiben. Oder einfach zu entspannen.

Da ich in den nächsten Tagen wohl wieder recht eingespannt sein werde, wünsche ich euch schon heute einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr. Es möge euch Gesundheit, Zeit mit euren Liebsten und sehr gute Nerven bringen! Und wer mir seine Sicht zu meinen Gedanken hierlassen möchte: ich freue mich über eure Meinung.

Macht es gut und wir lesen uns wieder im Jahre 2020!

Zum WiB von Große Köpfe geht es wie immer hier entlang.

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